Am 30. März 1981 gibt ein offenbar geistig verwirrter Mann Schüsse ab. Eine Kugel trifft unter anderem den damaligen US-Präsidenten Ronald Reagan in den linken Lungenflügel.
Das Attentat
Am 30. März 1981 wird Präsident Ronald Reagan vor einem Hotel in Washington, D.C., von einem geistig verwirrten Mann namens John Hinckley Jr. in die Brust geschossen. Der Präsident hatte gerade ein Arbeitstreffen im Hilton beendet und ging mit seinem Gefolge zu seiner Limousine, als Hinckley, der in einer Gruppe von Reportern stand, sechs Schüsse auf den Präsidenten abgab. Er traf Reagan und drei seiner Begleiter. Der Pressesprecher des Weißen Hauses, James Brady, wurde am Kopf schwer verletzt, der Geheimdienstagent Timothy McCarthy wurde seitlich getroffen und der Polizist Thomas Delahaney hatte eine Schusswunde am Hals. Nachdem Hinckley die Schüsse abgefeuert hatte, wurde er sofort überwältigt. Präsident Reagan, der, unter Schock stehend, scheinbar nicht merkte, dass er angeschossen worden war, wurde von einem Geheimdienstagenten ins Krankenhaus gebracht. Die Kugel hatte seinen linken Lungenflügel getroffen und dabei nur knapp das Herz verfehlt. Als er behandelt und auf die Operation vorbereitet wurde, war er in guter Stimmung und witzelte mit seiner Frau Nancy: "Schatz, ich habe vergessen, mich zu ducken", und mit seinen Chirurgen: "Bitte sagt mir, dass ihr Republikaner seid."
Die Operation dauerte zwei Stunden und verlief erfolgreich. Bereits am nächsten Tag nahm der Präsident einige seiner Führungsaufgaben wieder auf und unterzeichnete ein Gesetz aus seinem Krankenhausbett.
Die Zeit danach
Nur zwölf Tage nach dem Attentat kehrte Reagan ins Weiße Haus zurück. Seine Popularität stieg durch den Angriff. Im August verabschiedete der Kongress sein umstrittenes Wirtschaftsprogramm, und auch mehrere Demokraten stimmten überraschenderweise für Reagans Plan. Zu diesem Zeitpunkt behauptete Reagan, sich vollständig von dem Attentat erholt zu haben. Privat würde er jedoch noch jahrelang die Auswirkungen der fast tödlichen Schusswunde spüren.
Von dem Attentat erholten sich auch der Geheimdienstagent Timothy McCarthy und der DC-Polizist Thomas Delahaney. James Brady, der nach einem Schuss ins Auge beinahe gestorben wäre, erlitt bleibende Hirnschäden. Später wurde er ein Verfechter der Waffenkontrolle. 1993 verabschiedete der Kongress das „Brady-Gesetz“, das eine Wartezeit von fünf Tagen und Hintergrundüberprüfungen für Waffenkäufer festlegte. Präsident Bill Clinton unterzeichnete das Gesetz.
Verfahren gegen den Attentäter
Nach seiner Verhaftung am 30. März 1981 wurde der 25-jährige John Hinckley wegen versuchten Mordes an dem Präsidenten angeklagt. Er war zuvor in Tennessee wegen Waffenbesitzes festgenommen worden. Im Juni 1982 wurde er für unzurechnungsfähig erklärt und für nicht schuldig befunden. In der Gerichtsverhandlung argumentierten Hinckleys Verteidiger, dass ihr Mandant an einer narzisstischen Persönlichkeitsstörung erkrankt war, unter Berufung auf medizinische Gutachten. Zusätzlich soll Hinckley krankhaft von dem Film „Taxi Driver“ (1976) besessen gewesen sein, in dem die Hauptfigur versucht, einen fiktiven Senator zu ermorden. Hinckleys Anwälte behaupteten er habe den Film mehr als ein Dutzend Mal gesehen und er sei von der Hauptdarstellerin Jodie Foster besessen gewesen. Er habe in seinem Wahnsinn versucht, die Ereignisse des Films in seinem eigenen Leben nachzustellen, um so die Aufmerksamkeit von Jodie Foster auf sich zu lenken.
Das Urteil „wegen Wahnsinns nicht schuldig“ erregte breite öffentliche Kritik. Viele waren schockiert, dass ein Film ausreiche, um für ein so schwerwiegendes Verbrechen nicht zur Rechenschaft gezogen zu werden. Wegen der offensichtlichen Bedrohung, die Hinckley für die Gesellschaft darstellte, wurde er jedoch in das St. Elizabeth's Hospital, eine psychiatrische Anstalt, überführt.
In den späten 1990er-Jahren begann Hinckleys Anwalt damit zu argumentieren, dass die Geisteskrankheit seines Mandanten unter Kontrolle wäre und er somit das Recht habe, zu einem normalen Leben zurückgeführt zu werden. Ab August 1999 durfte er Tagesausflüge außerhalb des Krankenhausgeländes unternehmen. Der Secret Service überwachte ihn freiwillig bei seinen Ausflügen. Am 10. September 2016 wurde Hinckley schließlich entlassen.