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Christa Lehmann, die „Gifthexe von Worms“, wird in den 1950er Jahren zur dreifachen Mörderin. Sie ist die erste Person, die nachweislich das Pflanzenschutzmittel E 605 als tödliche Waffe einsetzt.

Ihre Schwiegermutter soll Christa Lehmann am Sterbebett gesagt haben, dass sie, wäre sie noch in ihren jungen Jahren, den Männern in ihrem Leben „was ins Fressen“ geben würde. Ein Ratschlag, den sich die junge Frau wohl zu Herzen nimmt...

 

Vorgeschichte

Christa Lehmann wird 1922 in Worms geboren und wächst ohne große elterliche Fürsorge auf. Ihre Mutter kommt schon früh in eine Pflegeanstalt, ihr Vater weiß nur wenig mit seiner kleinen Tochter anzufangen. Als Christa ihre Mutter eines Tages im Heim besucht, erntet sie dafür Schläge. Bereits nach der Volksschule beginnt sie zu arbeiten. An einem späteren Arbeitsplatz lernt sie ihren zukünftigen Ehemann Karl Lehmann kennen, mit dem sie nach der Hochzeit zu dessen Eltern zieht.

Bereits die Hochzeitsnacht scheint stellvertretend für die ganze Ehe zu stehen: Karl Lehmann verbringt diese vermeintlich besonderen Stunden lieber mit einer Servierkraft als mit seiner Frischvermählten. Die Lage spitzt sich in dem Haus seiner Eltern weiter zu. Karl Lehmann, Fliesenleger, Alkoholiker und von Magengeschwüren geplagt, lässt sich nur selten bei seiner Ehefrau und den gemeinsamen vier Kindern blicken. Schläge und Streitigkeiten stehen an der Tagesordnung.

 

Ein Ratschlag mit Folgen

Als Christa Lehmann von ihrem Schwiegervater Valentin Lehmann, der als Gärtner arbeitet, darauf hingewiesen wird, die Kinder von dem im Haus lagernden Pflanzenmittel E 605 fernzuhalten, wächst in ihr eine Idee, ihre verlorene Freiheit wiederzuerlangen. Sie nutzt die Diagnose der Ärzte, ihr Mann leide an schweren Magengeschwüren und mischt ihm das Gift in die Milch. Kurze Zeit später stirbt Karl Lehmann. Und der Arzt ist sich sicher: Karl Lehmann starb an einem Durchbruch eines Magengeschwürs und demnach eines natürlichen Todes.

Christa Lehmann genießt die neue Freiheit in ihrem Leben, doch da sie weiterhin in dem Haus ihrer Schwiegereltern wohnt, wird ihr neuerdings immer häufigerer Männerbesuch nicht gern gesehen. Wieder kommt es zu Streitigkeiten, wieder steht ein Mann zwischen ihr und ihrem Glück. Da es schon beim ersten Mal ohne Probleme geklappt hat, greift sie wieder zu dem Pflanzenmittel, das sie ihrem Schwiegervater ins Joghurt rührt. Und auch wenn der Tod des Mannes, der mitten am Tag tot vom Fahrrad fällt, aus dem Nichts kommt, sind sich die Ärzte wieder sicher: Herzversagen, natürliche Todesumstände.

 

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Eine verhängnisvolle Praline

Eine verhängnisvolle Praline soll Christa Lehmann schlussendlich überführen. In der Witwe Annie Hamann findet Christa eine Freundin, mit der sie die Nächte um die Ohren schlägt und mit US-Soldaten flirtet. Anders als gewohnt, mischt sich diesmal jedoch kein Mann in Christas Angelegenheiten ein, sondern eine Frau. Annies Mutter sieht in Christa keinen passenden Umgang für ihre Tochter und will sie möglichst fern von ihr halten. Christa zeigt vermeintlich guten Willen und bringt der Familie Schokopralinen mit Likörfüllung vorbei – für jedes Familienmitglied gibt es ein Stück. Doch Annies Mutter lehnt die nette Geste ab und stellt die Praline für später in den Kühlschrank. Am nächsten Tag greift Annie erfreut zu, merkt jedoch bereits nach dem ersten Bissen, das damit etwas nicht stimmt. Der Rest der Praline fällt zu Boden und wird freudig vom Hund des Hauses verspeist. Annie leidet nach kürzester Zeit an starken Magenkrämpfen, jede Hilfe kommt zu spät.

Wahrscheinlich wäre Christa Lehmann auch mit diesem Giftmord davongekommen, wäre da nicht der Hund der Hamanns gewesen, der ebenfalls verstirbt.

Bis die tödliche Dosis Pflanzenmittel als Todesursache feststeht, vergeht einige Zeit. Denn als „Pionierisakt“ in der Verwendung des Gifts, weiß die Forensik lange Zeit nicht, nach welchem Stoff gesucht werden soll. Christa Lehmann gesteht im Verhör den unbeabsichtigten Mord an ihrer Freundin und macht keinen Hehl daraus, dass diese „spezielle“ Praline eigentlich für deren Mutter vorgesehen war. Als die Todesursache gefunden ist, werden die Leichname von Karl und Valentin Lehmann exhumiert.

Christa Lehmann wird vom Gericht Mainz wegen dreifachen Mordes zu dreimal lebenslanger Haft verurteilt. Getrieben von ihren Schuldgefühlen versucht sie mehrfach Suizid zu begehen. 1971, nach 23 Jahren hinter Gittern, wird sie unter neuer Identität freigelassen.

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