Der Australier Christopher Wilder, auch „Beauty Queen Killer“ oder „Snapshot Killer“ genannt, geht im Jahr 1984 in den USA auf einen mörderischen Roadtrip, auf dem er mindestens acht Frauen foltert, vergewaltigt und tötet. Die Odyssee endet sechs Wochen später mit seinem Tod.
Christopher Bernard Wilder wird am 13. März 1945 in Sydney, Australien, als Sohn eines Unteroffiziers der US Navy und einer Australierin geboren. Er wächst auf verschiedenen Marinestützpunkten in den USA und in Südostasien auf. Als sein Vater in Rente geht, kehrt die Familie nach Sydney zurück. Bereits im jungen Teenageralter späht er Frauen von seinem Fenster aus nach, später beobachtet er sie auf den Stränden der Stadt.
Junge Jahre
Wilder wird im Alter von 17 Jahren zum ersten Mal verhaftet. Zwei Freunde helfen ihm dabei, ein Mädchen in sein Auto zu locken, um mit ihm eine Spritztour zu machen. In Wirklichkeit entführt er sie in einen Steinbruch, wo er sie vergewaltigt. Im Laufe seiner einjährigen Haft auf Bewährung soll er mit einer Elektroschocktherapie behandelt worden sein, allerdings gibt es darüber keine offiziellen Aufzeichnungen. Experten nehmen an, die Behandlung könnte seine gewaltverherrlichenden sexuellen Fantasien nur weiter beflügelt haben. Wilders Psychiater sieht nach dem Jahr allerdings kein weiteres Risiko, er könnte nochmal eine sexuelle Straftat begehen.
1968 heiratet Wilder eine Frau, die sich bereits acht Tage später von ihm trennt. In der Kürze ihrer Beziehung soll er ihre Mutter, seine Schwägerin, versucht haben zu verführen. Außerdem hätte er Fotos von jungen Mädchen in ihren Bikinis gemacht und sie gleich zweimal versucht zu ermorden.
Auswanderung in die USA
Wilder zieht daraufhin im Mai 1969 nach Florida, USA. Er wird zum erfolgreichen Unternehmer, der keinen Hehl aus seinem finanziellen Erfolg macht. Doch sein wahres Naturell kann er nicht lange verbergen. Mit seinem Porsche und einer Kamera in der Tasche gibt er sich als Talentscout für Modelagenturen aus, um unschuldigen Frauen nachzustellen. Zwar wird er immer wieder wegen sexuellen Übergriffen angeklagt, doch zu einer Verurteilung kommt es nie.
In der Weihnachtszeit im Jahr 1982 besucht Wilder seine Eltern in Australien. Nur wenige Tage danach verhaftet ihn die Polizei, weil er zwei 15-jährige Mädchen dazu gezwungen haben soll, nackt für Fotos zu posieren. Doch seine Eltern stellen die Kaution und Wilder flieht in die USA.
Zu der Verhandlung des Falls kommt es nie, da der Prozess immer wieder aufgeschoben wird. Der erste Verhandlungstag wäre schlussendlich kurz nach Wilders Tod angesetzt gewesen.
Die Mordserie
Der im Jahr 1984 39-jährige Christopher Wilder geht Ende Februar auf eine Mordserie durch die USA, die ihn auf die Liste der zehn meistgesuchten Verbrecher des FBIs bringt. Sein Weg führt ihn von Florida aus nach Kalifornien, dann zurück an die Ostküste.
Am 26. Februar 1984 entführt Wilder sein erstes bekanntes Opfer: Rosario Ganzalez. Er hatte ihr beim Grand Prix von Miami aufgelauert, bei dem er selbst als Rennfahrer teilgenommen hatte. Wenige Tage später verschwindet eine weitere Frau, Elizabeth Kenyon, eine einstige „Miss Florida“-Finalistin. Ein Privatdetektiv untersucht das Verschwinden von Kenyon. Er nimmt auch Wilder ins Visier und befragt ihn zu dem Fall. Da er ihn für verdächtig hält, informiert er die Polizei. Doch ehe die Ermittler einschreiten können, flieht Wilder.
Im Laufe seiner Mordserie tötet Wilder acht Frauen, mindestens zwei weitere entkommen. Seine Opfer quält er mit Stromschlägen, er verklebt ihnen die Augen, vergewaltigt sie und ersticht sie meist.
Tina Marie Risico
Am 4. April 1984 trifft Wilder in einem Einkaufszentrum in Torrance, Kalifornien, auf die 16-jährige Tina Marie Risico. Er spricht sie unter dem Vorwand an, ein Modelscout zu sein und entführt sie. Anders als bei seinen restlichen Opfern findet er Gefallen an Risico, weshalb er sich dazu entscheidet, das Mädchen auf seinem weiteren Roadtrip mitzunehmen. Ihre Aufgabe: Sie soll ihm dabei helfen, weitere Frauen anzulocken. Zu diesem Zeitpunkt wird bereits landesweit nach Wilder gefahndet. Trotz ihrer „Sonderrolle“ vergewaltigt und foltert er sie mehrfach.
Risico, ständig um ihr Leben bangend, hilft ihm bereitwillig dabei, attraktive Mädchen zu überzeugen, Wilder zu folgen – so auch die ebenfalls 16-jährige Dawnette Wilt. Wilder, der Wilt mehrfach am Rücksitz vergewaltigt während Risico am Steuer sitzt, sticht in einem Waldstück im US-Bundesstaat New York zweimal auf Wilt ein und lässt sie zurück. Wilt überlebt jedoch. Sie wird von einem Trucker aufgelesen und in ein Krankenhaus gebracht. Sie berichtet der Polizei, Wilder wolle nach Kanada fliehen.
Dass ihm die Polizei immer näherkommt, versetzt Wilder unter Druck. Da er nicht will, dass Risico verletzt wird, fährt er mit ihr in Boston, Massachusetts, zum Flughafen und kauft ihr ein Ticket nach Los Angeles, Kalifornien. Er lässt sie gehen.
Risico berichtet der Polizei später, dass sie nach dem Flug nach Los Angeles – der ersten Flugreise ihres Lebens – zuallererst shoppen ging, da sie nichts mit sich anzufangen wusste.
Tödlicher Tankstopp
Wilder fährt weiter in Richtung Norden. Als er am 13. April 1984 bei einer Tankstelle in Colebrook, New Hampshire, hält, erkennen ihn zwei State Trooper. Als sie ihn stellen wollen, rennt er zu seinem Auto und holt eine Waffe hervor. Einer der Beamten überrascht ihn von hinten und hält ihn davon ab, sich das Leben zu nehmen. Doch in dem Gerangel lösen sich zwei Schüsse. Einer tritt durch Wilders Körper hindurch und verletzt einen der State Trooper schwer. Der zweite trifft Wilder in die Brust. Er stirbt an den Verletzungen, sein Tod gilt als Selbstmord.
Nachspiel
Christopher Wilder hinterlässt ein Vermögen von über 7 Millionen US-Dollar, das an die Familien der Opfer geht. Wie viele Frauen er tatsächlich entführt, vergewaltigt und getötet hat, ist noch heute unklar. Bei vielen ungelösten Morden in den USA und in Australien zählt er zu den möglichen Verdächtigen.