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Bevor er lebenslang in einem amerikanischen Hochsicherheitsgefängnis eingesperrt wurde, war er einer der erfolgreichsten Drogenbosse der Geschichte. Joaquín „El Chapo“ Guzmán baute sich als Chef des mächtigen Sinaloa-Kartells ein Imperium auf. Die durch ihn erfolgte Überschwemmung des amerikanischen und europäischen Marktes mit Kokain, Marihuana, Methamphetamin und Heroin brachte ihm die Aufmerksamkeit internationaler Strafverfolgungsbehörden ein und machte ihn zu einem der meistgesuchten Kriminellen der Welt. Als er schließlich aufgespürt und inhaftiert wurde, führte dies zu einer außergewöhnlichen Reihe von Fluchten, die den gewalttätigen Drogenboss zu einer unwahrscheinlichen globalen Berühmtheit machten.
 

Frühes Leben und Einstieg in den Drogenhandel

Joaquín Archivaldo Guzmán Loera, bekannt als „El Chapo“, wurde in der ländlichen Stadt Badiraguato, Sinaloa, geboren. Sein genaues Geburtsdatum ist umstritten, mit Angaben zwischen dem 25. Dezember 1954 und dem 4. April 1957.

Guzmán wuchs in einer Familie der Unterschicht auf und begann schon als Teenager mit dem Drogenhandel. Aufgrund seiner kleinen Statur erhielt er den Spitznamen „El Chapo“, „Der Kleine“. In den späten 1970er Jahren arbeitete er für den Drogenbaron Héctor „El Güero“ Palma und später für Félix „El Padrino“ Gallardo, den Chef des Guadalajara-Kartells.

 

Aufstieg des Sinaloa-Kartells

Nach Gallardos Verhaftung 1989 baute Guzmán seinen Einfluss im Sinaloa-Kartell aus, das schnell zur mächtigsten Drogenhandelsorganisation der Welt aufstieg.

Anfang der 1990er Jahre war er der gefürchtetste Gangsterboss Südamerikas, hatte sich auf seinem Weg jedoch viele Feinde gemacht.

1993 wurde Guzmán in Guatemala verhaftet und nach Mexiko ausgeliefert, wo er zu 20 Jahren Haft verurteilt wurde. Trotz seiner Inhaftierung behielt er die Kontrolle über das Kartell und lebte im Gefängnis komfortabel dank Bestechung.

 

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Spektakuläre Fluchten und erneute Verhaftungen

2001 gelang ihm eine spektakuläre Flucht in einem Wäschewagen. Der Drogenboss verbrachte die nächsten 13 Jahre versteckt in den Bergen der Sierra Madre und leitete sein Drogenimperium, während eine groß angelegte Fahndung erfolglos blieb. Es folgten eine Reihe erbitterter Konflikte mit der Regierung und rivalisierenden Kartellen. Besonders berüchtigt war er für seine extreme Gewalt und sein Netzwerk aus Tunneln, die den Drogenschmuggel erleichterten.

2014 wurde Guzmán erneut verhaftet, entkam jedoch 2015 durch einen aufwändigen Tunnel, der 1,5 Kilometer lang war und drei Meter unter der Erde war. Der Bau des Tunnels dauerte über ein Jahr. Guzmans Flucht war für die mexikanische Regierung und den Präsidenten des Landes, Peña Nieto, eine große Blamage. Innerhalb weniger Stunden wurde ein Großteil des Landes abgeriegelt. Flughäfen strichen Flüge und in allen Teilen des Landes wurden Soldaten eingesetzt, um den Drogenboss zu jagen. Für jeden, der Informationen lieferte, die zu seiner Festnahme führten, wurde ein Kopfgeld von 60 Millionen Dollar ausgesetzt.

Schließlich wurde er am 8. Januar 2016 in Los Mochis, Sinaloa, gefasst und 2017 an die USA ausgeliefert.

 

Lebenslange Haft und der anhaltende Drogenkrieg

In den USA wurde Guzmán zu lebenslanger Haft verurteilt und sitzt nun im ADX Florence in Colorado, dem sichersten Gefängnis des Bundesstrafvollzugssystems. Der mexikanische Drogenkrieg geht weiter, geprägt von Gewalt und neuen Kartellen, die um die Kontrolle kämpfen. Trotz Guzmáns Inhaftierung bleibt das Erbe des Sinaloa-Kartells bestehen, und die Region leidet weiterhin unter den Auswirkungen des Drogenhandels.

Der „New York Times" zufolge soll Guzmán während seiner 30 Jahre als Anführer des Kartells mehr als 600.000 kg Kokain, 200 kg Heroin und mindestens 400.000 kg Marihuana gehandelt haben. Ganz zu schweigen von der enormen Menge Methamphetamin, die sich kaum beziffern lässt. Laut dem Forbes-Magazin erwirtschaftete das Drogenkartell jährlich schätzungsweise 3 Milliarden Dollar Umsatz.