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Ein Serienmörder geht in den 1970er-Jahren in Hamburg um: Fritz Honka tötet vier Frauen, deren Verschwinden über lange Zeit niemandem auffällt. Auf der Reeperbahn, vor allem in der Kneipe „Zum Goldenen Handschuh“, heute auch „Honka-Stube“ genannt, sucht er sich seine Opfer. Die Polizei ahnt zu der Zeit nichts von einer Mordserie. Am Ende wird Honka eher zufällig geschnappt und zu 15 Jahren Haft verurteilt.

 

Junge Jahre

Fritz Honka kommt am 31. Juli 1935 in Leipzig als Sohn eines Zimmermanns und einer Reinigungskraft zur Welt. Er ist das dritte von insgesamt zehn Kindern. Der Vater, der unter den Folgen eines KZ Aufenthalts leidet, ist starker Alkoholiker und lässt seinen Frust oft bei seinen Kindern aus. Als Honka neun Jahre alt ist, prügelt ihn sein Vater halb tot.

Der Vater stirbt früh, die Mutter bleibt allein mit den Kindern zurück. Eine Schulausbildung bleibt Honka verwehrt, er wächst in den Kinderheimen der Stadt auf. Nachdem eine Lehre als Maurer scheitert, zieht er nach Westdeutschland, wo er auf Bauernhöfen sein Geld verdient. Durch eine Affäre geht ein Sohn hervor, den er jedoch zurücklässt, um der Pflicht vor Aliment Zahlungen zu entgehen.

 

Chancen und Fehlschläge

Es folgt der ruhigste und hoffnungsvollste Abschnitt seines Lebens. Honka geht nach Hamburg, findet eine Anstellung als Werftarbeiter. Doch ein schwerer Verkehrsunfall setzt dem geregelten Leben ein Ende. Er leidet bis zu seinem Tod an starkem Schielen und einer zertrümmerten Nase. Schwere Arbeit zu verrichten, ist ihm durch die Langzeitfolgen des Unfalls unmöglich.

Trotz seines entstellten Aussehens findet er eine Frau, Inge, die er heiratet und mit der er einen Sohn zeugt. Doch immer häufiger zieht es ihn in die Kneipen der Stadt als zu seiner Familie. Die Ehe scheitert aufgrund von Betrug, Streit und körperlicher Gewalt. Zwei Jahre später heiraten die beiden erneut – wieder ist das gemeinsame Glück zum Scheitern verurteilt.

Im Jahr 1972 wird Honka erstmals aktenkundig, als er wegen der versuchten Vergewaltigung an Ruth Dufner angezeigt wird. Da zu dem Zeitpunkt jedoch beide unter starkem Alkoholeinfluss stehen, wird die Anklage fallen gelassen.

Von nun an treibt sich Honka hauptsächlich in den Bars und Kneipen am Kiez herum. Sexuelle Befriedigung findet er im Gelegenheitsverkehr mit Prostituierten.

 

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Die Morde

Honka wählt seine Opfer mit Bedacht aus: Er zielt auf ältere obdachlose Frauen ab, die sich meist als Prostituierte durchschlagen. In einer seiner Stammkneipen in St. Pauli, „Zum Goldenen Handschuh“, nimmt er des Öfteren Damen mit nach Hause. Es ist eine Zeit, in der vermisste Personen ohne festen Wohnsitz oder sozialen Kontakten nicht weiter auffallen. Für ein paar Drinks oder eine Schlafstelle ist Geschlechtsverkehr relativ einfach zu haben. Doch immer wieder wird Honka aufgrund seines Aussehens abgewiesen. Langsam wächst in ihm der Hass auf Frauen.

Honkas erstes Opfer: die 42-jährige Gertraud Bräuer im Dezember 1970. In seiner Wohnung in der Zeißstraße betrinken sie sich, eine weitere Frau, die zu der Zeit bei ihm wohnt, ist ebenfalls vor Ort. Als diese einschläft, macht er sich über Bräuer her. Er vergewaltigt und erdrosselt sie. Die Leiche zersägt er in mehrere Teile. Ihren Rumpf behält er als Trophäe, die restlichen Körperteile verscharrt er in der Nähe seiner Wohnung. Ihre Körperteile sollten erst elf Monate später gefunden werden.

Vier Jahre später tötet er gleich zwei Frauen: Anna Beuschel und Frieda Roblick. Im Jahr darauf Ruth Schult. Er zersägt seine Opfer, die Körperteile versteckt er in den Dachnischen seiner Wohnung. Zwar beschweren sich die Nachbarn über den schlimmen Gestank im Haus und auch die Polizei wird deshalb alarmiert, doch am Ende bekommen die ausländischen Mieter und ihre exotischen Gewürzmischungen die Schuld an der Geruchsbelästigung. Immerhin hat Honka vorgesorgt: unzählige Klosteine verteilt er in der Wohnung, um den Geruch zu überdecken.

 

Aufklärung durch Zufall

Dass in Hamburg ein Serienmörder umgeht, wird selbst den Ermittlern erst durch Zufall bewusst: Am 17. Juli 1975 geht nachts bei der Hamburger Feuerwehr ein Notruf ein: In der Zeißstraße 74 brennt es. Der Bewohner im zweiten Stock war bei Kerzenlicht eingeschlafen und hatte den Brand verursacht. Auch die Mansardenwohnung von Fritz Honka muss daraufhin auf mögliche Brandherde untersucht werden. Sie ist zugemüllt mit leeren Alkoholflaschen, an den Wänden hängen unzählige Fotos mit pornografischem Inhalt. Die Feuerwehrmänner entdecken in der übel stinkenden Wohnung die menschlichen Überreste mehrerer Frauen. Honka, der von seiner Schicht als Türsteher heimkommt, gerät direkt in die Arme der Polizei.

 

Prozess

Der Prozess gegen Honka wird unter den gespannten Augen der Öffentlichkeit im November 1976 eröffnet. Die Anklage lautet auf vierfachen Mord. Die Verteidigung plädiert auf Unzurechnungsfähigkeit des Angeklagten, immerhin sei er starker Alkoholiker und hätte eine schlimme Vergangenheit. Einen Monat später wird Honka wegen lediglich eines Mordes und dreifachen Totschlags zu einer 15-jährigen Haftstrafe und zum Aufenthalt in einer Psychiatrie verurteilt.

1993 verlässt Honka das Hamburger Klinikum Ochsenzoll als freier Mann. Unter neuem Namen, Peter Jensen, zieht er in ein Altenheim. Er stirbt am 19. Oktober 1998 vermutlich als Folge seines exzessiven Alkohol- und Nikotinkonsums in einem Krankenhaus.

 

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