John List, geboren im September 1925, tötete seine Ehefrau, Mutter und drei Kinder. Einerseits wollte List damit die finanziellen Sorgen der Familie beenden, andererseits hoffte er, damit ihre Seelen vor einem zukünftigen gottlosen Leben zu beschützen. Bis er geschnappt wurde, vergingen fast 18 Jahre.
Die Familie List
John List und seine Ehefrau Helen lebten den amerikanischen Traum: John verdiente als Buchhalter gut und konnte seiner Familie ein luxuriöses Leben bieten. Ihr Anwesen in Westfield, New Jersey, hatte 19 Zimmern und sogar einen Festsaal. Als gläubige Lutheraner ging die Famile jeden Sonntag in die Kirche, in der John List auch Sonntagsunterricht gab. Dass dieses Familienglück nur Fassade war, konnte niemand ahnen…
Der Traum platzt
1971 verlor der einstmals erfolgreiche Buchhalter John List seinen Job. Seiner Familie erzählte er nichts davon. Tagtäglich gab er vor, weiterhin zur Arbeit zu fahren. In Wirklichkeit verbrachte er seine Zeit in Cafés und in Bahnhofswartehallen. Immer wieder ging er zur Bank, um im Geheimen Geld von dem Konto seiner Mutter abzuheben, damit er zumindest die Hypothek für das Familienanwesen abbezahlen konnte. Seinen Kindern drängte er Jobs neben der Schule auf, unter dem Deckmantel, ihnen Verantwortungsgefühl und den Umgang mit Geld beibringen zu wollen. In Wirklichkeit sollten sie damit die Haushaltsausgaben finanzieren. Die Beantragung von Arbeitslosengeld und Sozialhilfe war keine Option für List, denn dieser Schande wollte er sich nicht stellen. Er sah nur einen Ausweg: Er beschloss, seine Familie zu töten.
Der 9. November 1971
Am 9. November 1971 griff List nach seiner halbautomatischen 9mm-Waffe und einem 22-Kaliber-Revolver, um damit seine ganze Familie zu erschießen.
Zuerst tötete er seine Ehefrau Helen bei ihrem morgendlichen Kaffee mit einem Schuss in den Hinterkopf. Sie war Lists späteren Aussagen zufolge an dem finanziellen Ruin der Familie schuld, da ihre bereits seit Jahren bestehende Syphilis-Erkrankung und die damit einhergehenden Behandlungen teuer waren. Außerdem legte er ihr zur Last, dass er sie, nichtsahnend von ihrer Erkrankung, nur geheiratet hatte, da sie behauptet hatte, von ihm schwanger zu sein. Das stellte sich jedoch als Lüge heraus. Hinzu kam ihr übermäßiger Alkoholkonsum.
Nachdem List seine Ehefrau getötet hatte, erschoss er seine 85-jährige Mutter, die noch in ihrer Wohnung im Dachgeschoss des Hauses im Bett geschlafen hatte. Als seine Kinder Patricia, 16, und Frederick, 13, von der Schule nach Hause kamen, erschoss er auch sie.
Nachdem er sich ein Sandwich gemacht und einen Stopp bei der örtlichen Bank eingelegt hatte, um sein Konto und das seiner Mutter zu schließen, fuhr er seelenruhig zum Fußballspiel seines 15-jährigen Sohns John Frederick. Er feuerte ihn an, um ihn danach daheim in die Brust zu schießen. Anders als die anderen Familienmitglieder hatte er sich anscheinend gewährt. Seinen Tod konnte er damit aber nicht verhindern.
Während List die Leichen seiner Kinder und Ehefrau im Festsaal des Anwesens auf Schlafsäcke bettete, ließ er den leblosen Körper seiner Mutter am Dachboden zurück. Danach machte er sich daran, den Tatort zu reinigen. Er entfernte alle Fotos im Haus, auf dem er zu sehen war. Seinem Pastor hinterließ er einen Brief, in dem er seine Tat damit rechtfertigte, dass er seine Familie lieber jetzt in den Himmel schicke, als ihnen das gottlose Übel, das sie erwartet hätte, zu bescheren. Bevor er am nächsten Tag das Haus für immer verlassen sollte, drehte er einen religiösen Radiosender auf und machte alle Lichtschalter in dem Anwesen an.
Fast einen Monat sollte es dauern, bis die Leichname der Familie List entdeckt wurden. John List hatte das Fehlen der Kinder in der Schule bereits angekündigt, in dem er behauptete, sie wären für einige Wochen im Urlaub. Erst als den Nachbarn das ständig erhellte Haus ohne Anzeichen eines darin stattfindenden Lebens auffiel, alarmierten sie die Polizei.
Die Jahre danach
John List parkte das Familienauto am John F. Kennedy Airport, um dann jedoch mit dem Zug schlussendlich nach Denver zu reisen, wo er sich fortan als Robert Clark ausgab.
List sollte bis 1989 ein ruhiges Leben führen, bis er für seine Taten doch noch zur Rechenschaft gezogen werden sollte.
Kein Cold Case
Das FBI ließ den Fall nicht ruhen. Da es keine Fotos von John List gab, beauftragten die Ermittler Anfang 1989 den forensischen Künstler Frank Bender damit, eine Büste des Mörders anzufertigen. Mit allen bekannten Merkmalen und Wesenszügen entstand ein Abbild Lists, das seinesgleichen sucht. Die Beamten setzten der Büste noch jenes Brillenmodell auf, das List in jüngeren Jahren getragen hatte. Ihre These: Er trage sie noch heute, um darüber an bessere Zeiten erinnert zu werden.
Im Mai 1989 wurde diese Büste im Zuge einer Folge der True-Crime-Reihe „America's Most Wanted“ gezeigt, die sich mit dem Fall der Familie List beschäftigte. Eine von Lists Nachbarinnen erkannte ihn und kontaktierte die Polizei. Sie gab an, dass ihr Nachbar, Robert Clark, ebenfalls Buchhalter und sehr religiös sei. Am 1. Juni 1989 wurde John List aka Robert Clark verhaftet.
Obwohl sich List unanfechtbaren Beweisen konfrontiert sah, stand er erst Monate später zu seiner wahren Identität.
Prozess
Im April 1990 wurde List wegen fünffachen Mordes zu lebenslanger Haft verurteilt. Das FBI versuchte ihn auch als möglichen D. B. Cooper, der 1971 ein Flugzeug entführt hatte und bis heute unbekannt bleibt, in Verbindung zu bringen – erfolglos.
List starb 2008 im Alter von 82 Jahren im Gefängnis.
Was List erst hinter Gittern erfuhr: Der Festsaal der Familienvilla hatte ein Dachfenster, das höchstwahrscheinlich von Louis Comfort Tiffany designt wurde. Der damalige Wert wäre bei 100.000 US-Dollar gelegen (heute um die 650.000 US-Dollar). Das hätte die Schulden der Lists mehr als getilgt. Doch ob es tatsächlich ein Original des Designers war, konnte nicht mehr festgestellt werden, da das Anwesen im August 1972 abbrannte.