John Taylor wurde 1956 in Leeds, Großbritannien, geboren und entwickelte schon früh eine verstörende Freude am Jagen. Bereits in jungen Jahren quälte er kleine Tiere, fing und misshandelte Kaninchen, stach wiederholt auf einen Fuchs ein und erschlug Fasane mit bloßen Händen. Diese sadistischen Neigungen blieben lange unbemerkt, da Taylor nach außen hin als unauffällig galt.
Obwohl verheiratet und Vater eines Sohnes (geb. 1981) und einer Tochter (geb. 1983), hatte er Schwierigkeiten in seinen Beziehungen. Nach seiner Scheidung lebte er allein in einem Reihenhaus in Bramley, Leeds, und arbeitete als Paketzusteller. Seine Nachbarn hielten ihn für einen vertrauenswürdigen Mann, einen „ganz normalen Kerl“. Doch hinter dieser Fassade verbarg sich eine dunkle Seite – Taylor suchte regelmäßig nach weiblicher Gesellschaft und reiste quer durchs Land für sexuelle Begegnungen.
Der Mord an Leanne Tiernan
Am Abend des 26. November 2000 verschwand die 16-jährige Leanne Tiernan auf dem Heimweg nach einem Weihnachtsbummel mit ihrer Freundin Sarah Whitehouse. Nachdem die beiden sich nahe Whitehouses Haus trennten, ging Leanne allein weiter – doch sie kam nie zu Hause an.
Taylor hatte an einem abgelegenen Waldweg gewartet, bis ein potenzielles Opfer vorbeikam. Als Leanne den unbeleuchteten Pfad „Houghley Gill“ entlangging, packte er sie von hinten, hielt ihr den Mund zu, verband ihr die Augen und verschleppte sie in sein Haus. Dort fesselte er sie mit Kabelbindern und erwürgte sie während eines sexuellen Übergriffs mit einem Schal und einer Plastikfessel.
Leannes Mutter meldete sie noch am selben Abend als vermisst. Die Polizei startete eine groß angelegte Suchaktion, doch die Ermittlungen blieben monatelang ohne Erfolg. Erst am 20. August 2001, neun Monate nach ihrem Verschwinden, wurde Leannes Leiche von einem Spaziergänger in Lindley Woods, rund 16 Meilen von ihrem Zuhause entfernt, entdeckt.
Sie war in eine geblümte Bettdecke gewickelt und mit Müllsäcken umhüllt. Über ihren Kopf hatte der Täter einen schwarzen Plastiksack gezogen und mit einem Hundehalsband festgeschnallt. Ihre Hände waren mit Kabelbindern gefesselt, um ihren Hals lagen weitere Kabelbinder und ein Schal.
Polizeiliche Ermittlungen und Spurensicherung
Da die Verwesung der Leiche nicht mit einem neunmonatigen Verwesungsprozess vereinbar war, gingen die Ermittler davon aus, dass Taylor sie über längere Zeit in einer Tiefkühltruhe aufbewahrt hatte. Ein älteres Paar gab später an, kurz vor dem Fund der Leiche einen Mann mit einer Blumendecke in der Nähe des Fundorts ‚gesehen zu haben.
Taylor kam in den Kreis der Verdächtigen, da er dafür bekannt war, in der Gegend zu wildern. Forensiker fanden dann Hundehaare an der Leiche und nutzten eine damals neuartige DNA-Profiling-Technik für Tiere. Zwar konnte Taylor zunächst nicht eindeutig über seinen Hund überführt werden, doch an dem Schal, mit dem Leanne erwürgt wurde, entdeckte man ein menschliches Haar. Durch mitochondriale DNA-Tests gelang es, eine Übereinstimmung mit Taylors DNA herzustellen.
Die Verhaftung und weitere Enthüllungen
Am 16. Oktober 2001 wurde John Taylor verhaftet. Bei der Durchsuchung seines Hauses fanden Ermittler zahlreiche belastende Beweise: darunter Kabelbinder, Bindfäden und Müllsäcke, die exakt mit jenen übereinstimmten, in denen Leanne eingewickelt war. Zudem stieß die Polizei im Garten auf die Skelette mehrerer misshandelter Tiere – ein Hinweis auf seine extrem gewalttätige Natur.
Nach Taylors Verhaftung überprüften die Ermittler ungeklärte Fälle sexueller Gewalt aus den vergangenen 20 Jahren. Es stellte sich heraus, dass er bereits 1988 und 1989 zwei Frauen unter ähnlichen Umständen überfallen und vergewaltigt hatte.
Der Prozess
Am 8. Juli 2002 gestand Taylor die Entführung und Ermordung von Leanne Tiernan und wurde zu zweimal lebenslanger Haft verurteilt. Im Jahr 2003 folgte eine weitere Verurteilung für die Vergewaltigungen aus den 1980er-Jahren – diesmal ohne Bewährungsmöglichkeit für mindestens 30 Jahre.
Später gestand Taylor weitere Verbrechen, darunter Angriffe auf ein siebenjähriges Mädchen. 2018 erhielt er eine zusätzliche lebenslange Haftstrafe.
Fazit
John Taylor lebte ein Doppelleben – nach außen ein unscheinbarer Paketzusteller, in Wahrheit ein brutaler Serienverbrecher. Sein Fall zeigt, wie lange sich gefährliche Täter im Verborgenen halten können. Dank moderner Forensik und akribischer Ermittlungsarbeit konnte Taylors wahre Natur schließlich aufgedeckt und ihm das Handwerk gelegt werden.