Karl Denke war ein deutscher Serienmörder und Kannibale. Der „Menschenfresser von Münsterberg“ soll über einen Zeitraum von 21 Jahren mindestens 40 Morde begangen haben.
Der 64-jährige Karl Denke lebte seit Jahren in einer winzigen Wohnung in Münsterberg. Seine Nachbarn nahmen den bärtigen Mann als kauzig und wortkarg wahr. Trotzdem nannte man ihn „Papa Denke“, denn er hatte immer Mitleid mit Obdachlosen und bot ihnen eine warme Mahlzeit an. Da schien es klar, dass man den Landstreicher Vincenz Olivier am 21. Dezember 1924 auf seiner Betteltour auch zu Denke schickt. Umso verwunderter waren die Ansässigen, als Olivier kurze Zeit später plötzlich mit einer klaffenden Wunde am Kopf im Hof des Hauses stand und um Hilfe rief: „Jemand hat mich versucht zu erschlagen!“
Was war geschehen?
Olivier gab folgendes zu Protokoll: Denke habe ihn mit dem Versprechen auf zwanzig Pfennig in seine Wohnung gelockt, würde er ihm dabei helfen, ein paar kurze Zeilen zu Papier zu bringen. Denke diktierte: „Adolph, du fetter Wanst!“ Oliviers Verwunderung über den Text war groß – und sein Lebensretter. Erstaunt wandte er sich zu Denke um, der bereits mit einer Spitzhacke zum Schlag auf seinen Hinterkopf ausgeholt hatte. Doch dank der Drehung traf das Mordwerkzeug anstatt der Mitte die Schläfe. Es folgte ein Kampf um die Waffe, den Olivier für sich entscheiden konnte. Sofort floh er aus der Wohnung, um Hilfe zu holen.
Ermittlungen
Die Polizei konnte mit den wirr erscheinenden Aussagen des Obdachlosen nicht viel anfangen. Ein alter Mann soll ihm die Verletzung zugefügt haben? Anstatt den Beschuldigungen gegen Denke nachzugehen, verhafteten die Beamten Olivier wegen Landstreicherei. Am nächsten Tag wurde er zu zwei Wochen Arrest verurteilt. Doch Olivier behaarte auf seiner Aussage und immerhin war da ja auch noch die Verletzung an Oliviers Kopf. So beschloss der Richter auch Denke abzuführen und zu verhören. Unter großem Protest der Nachbarschaft wurde der doch so harmlos erscheinende „Papa Denke“ zur Polizei gebracht. Zu dem Verhör sollte es nie kommen, denn Denke erhängte sich in seiner Zelle.
Erschreckende Details
Die anschließende Wohnungsdurchsuchung brachte das volle Ausmaß von Denkes Taten zu Tage: Im Gartenschuppen fanden die Beamten über 400 Zähne und 480 Knochen. In seiner Wohnung befand sich Menschenfleisch, das bereit zum Verzehr war. Überall konnten die Ermittler Blutspuren nachweisen – auch in Denkes Bett. Er schien inmitten all der Leichenteile gelebt zu haben. In einem Notizbuch führte Denke akribisch Buch über seine Mordserie: Jeder Eintrag bestand aus Datum, Name, Alter und „Schlachtgewicht“. 30 Opfer waren gelistet, darunter 26 Männer und vier Frauen. Der erste Eintrag stammte vom 21. Februar 1903. Selbst Vincenz Olivier war bereits als Nr. 31 vermerkt.
Denkes Vorgehen war immer ähnlich: Reisende und Landstreicher lockte er mit dem Versprechen auf ein paar Pfennig in seine Wohnung. Dort erschlug oder erwürgte er sie. Mit einer Säge zerteilte er die Körper und löste dann feinsäuberlich das Fleisch von den Knochen. Alles Essbare verarbeitete er weiter, aus der Haut fertigte er Schnürsenkel und Hosenträger. Noch heute hält sich das Gerücht, er habe am Wochenmarkt auch das verarbeitete Fleisch zum Verkauf angeboten.
Unbeantwortete Fragen
Wie konnte Denke 21 Jahre lang morden ohne je auch nur unter Verdacht zu geraten? Die Nachbarn gaben zwar zu Protokoll, dass Denke nachts schon mal laut gesägt oder gehämmert hätte, doch verdächtig fanden sie das nicht, da er ja seine Schüsseln zum Verkauf am Wochenmarkt fertigen musste. Viele beobachteten ihn auch dabei, literweise Blut aus seiner Wohnung zu tragen, allerdings gingen sie davon aus, dass er, wie viele andere in diesen schweren Zeiten, heimlich Hunde schlachtete. Außerdem waren seine Opfer Reisende und Obdachlose, so dass ein Verschwinden erst Wochen oder Monate später auffiel. In seinem näheren Umfeld hatte er nie gewütet.
Die Frage nach dem Motiv des „Menschenfressers von Münsterberg“ bleibt bis heute unbeantwortet.