Es sollte eigentlich ein von Musik und Freude gefüllter Tag werden, doch der 24. Juli 2010 ging ganz anders in die Geschichte ein. Bei dem Unglück auf dem Festival Loveparade vor acht Jahren starben 21 Menschen, Hunderte weitere wurden verletzt. Die für die Organisation der Loveparade Verantwortlichen müssen sich vor Gericht verantworten. Jetzt gab es neue Zeugenaussagen in dem Prozess.
Hintergrund der Loveparade
Die Loveparade startete ursprünglich 1989 als kleiner Straßenumzug in Berlin. Verschieden geschmückte Wagen mit Technomusik zogen durch die Straßen im Westen der Stadt. Da sich das Streetfestival einer großen Beliebtheit erfreute, wurde es ab 2007 an unterschiedlichen Locations im Ruhrgebiet Deutschlands veranstaltet.
Veranstalter der Loveparade war die gleichnamige Firma, deren Geschäftsführer seit 2006 Rainer Schaller war. Ihm gehört ebenfalls die Fitnessstudio-Kette McFit, mit der er die Loveparade regelmäßig sponsorte.
Das Unglück
Im Sommer 2010 fand die Loveparade in Duisburg auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs statt. Dieser besondere Veranstaltungsort bot den Besuchern nur einen einzigen Zu- und Ausgang. Alle Teilnehmer mussten durch eine Unterführung laufen, da es sonst keinen anderen Weg gab, um auf das Festivalgelände zu gelangen.
Aufgrund des massiven Besucherandrangs kam es im Laufe des Nachmittags zu Rückstau in dem Bereich der Eingangsrampe. Da neue Besucher aufs Gelände wollten, während andere versuchten, das Festival zu verlassen und es nur einen Eingang gab, entstand massiver Druck und Panik in dem Tunnel. Die Massen verdichtete sich auf bis zu sechs Personen pro Quadratmeter. Dieser immense Druck führte bei einigen Besuchern zu tödlichen Verletzungen. Insgesamt 21 Todesopfer starben aufgrund von massiver Brustkompression. Bis zu 650 Menschen erlitten Verletzungen.
Um keine noch größere Massenpanik auszulösen, entschieden sich die Veranstalter, die Loveparade weiterlaufen zu lassen. Erst gegen 23Uhr wurde die Veranstaltung vorzeitig beendet.
Fehler in der Organisation
Nach dem schlimmen Unglück wurde schnell Kritik an den Plänen der Verantwortlichen laut. Zahlreiche Sicherheitsvorschriften sollen nicht eingehalten worden sein. In der Anklageschrift gegen Verantwortliche der Loveparade sowie gegen Mitarbeiter der Stadt Duisburg, die die Pläne genehmigt hatte, heißt es, weitere Wege zu dem Gelände seien durch Zäune versperrt gewesen. Hätte man diese Hindernisse aus dem Weg geräumt, wäre es nicht zu dem tödlichen Gedränge gekommen.
Auch wäre das Festival nur für 250.000 Menschen von der Stadt genehmigt worden sein, der Veranstalter Schaller hatte jedoch bereits im Vorfeld von einer Million Besuchern gesprochen. Ein elektronisches Verfahren zum genauen Erfassen der Besucherzahlen hatte Schaller aus Kostengründen abgelehnt.
Der Prozess
Sieben Jahre sollte es dauern, bis nach dem Unglück doch ein Gericht entscheiden sollte, wer von den Verantwortlichen eventuell Schuld für die Tragödie trägt. Im Februar 2014 wurden sechs Angestellte der Stadt Duisburg sowie vier Mitarbeiter der Veranstaltungsfirma Lopavent wegen fahrlässiger Tötung und Körperverletzung angeklagt. Diese Anklage wurde 2016 vom Landgericht wegen gravierender inhaltlicher und methodischer Mängel abgelehnt, dann jedoch vom Oberlandesgericht in Düsseldorf revidiert.
Im laufenden Verfahren hat nun auch der Hauptveranstalter und Geschäftsführer der Eventfirma, die die Loveparade organisiert hat, Rainer Schaller, ausgesagt. Allerdings war er lediglich als Zeuge geladen, was von vielen Seiten kritisiert wird. Schaller hatte sich vor seiner Vernehmung der Presse gestellt und sich offiziell bei allen Opfern der Loveparade entschuldigt.