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An diesem Tag im Jahr 2011 machte eine gerichtliche Entscheidung internationale Schlagzeilen: Ein italienisches Berufungsgericht hob die Verurteilung wegen Mordes gegen Amanda Knox auf. Amanda Knox war eine amerikanische Austauschstudentin, die zwei Jahre zuvor wegen des Mordes an ihrer englischen Mitbewohnerin Meredith Kercher im Jahr 2007 in Perugia schuldig gesprochen worden war.

 

Die damals 22-Jährige erhielt eine 26-jährige Gefängnisstrafe, während ihr Exfreund, der italienische Student Raffaelle Sollecito ebenfalls wegen Mordes zu 25 Jahren hinter Gittern verurteilt wurde. Dieser aufsehenerregende juristische Fall von großem öffentlichen Interesse warf in den USA Fragen zu dem italienischen Justizsystem auf. Man fragte sich, ob Knox, die immer wieder ihre Unschuld beteuerte, unschuldig verurteilt worden war. Am 2. November 2007 wurde die 21-jährige Kercher aus dem englischen Coulsdon erstochen in ihrem Schlafzimmer aufgefunden. Sie teilte sich eine Wohnung mit Knox und zwei anderen Frauen in Perugia, der Hauptstadt Umbriens in Zentralitalien.

 

Ermittler erklärten, dass die britische Austauschstudentin in der vorangegangenen Nacht getötet worden war. Nach dem Polizeiverhör wurde Knox festgenommen. Knox, eine Amerikanerin aus Seattle und Studentin an der University of Washington, absolvierte damals ein Auslandsjahr in Italien. Sie leugnete jegliches Verbrechen und erklärte, dass sie in der Nacht des Mordes bei dem Informatik-Studenten Sollecito zuhause gewesen sei. Die Polizei gab an, dass Knox später widersprüchliche Aussagen über ihren Aufenthaltsort zum Tatzeitpunkt gemacht hatte. Außerdem belastete sie den Chef der Bar, in der sie arbeitete, und beschuldigte ihn, Kercher umgebracht zu haben. Der Barbesitzer hatte aber ein stichhaltiges Alibi.

 

Die amerikanische Studentin, die anfangs ohne Anwalt oder professionellen Dolmetscher verhört wurde, erklärte, dass die Polizei sie genötigt hatte, die Beschuldigung auszusprechen, ebenso soll die Polizei sie zu anderen belastenden Aussagen gebracht haben. (Diese falsche Beschuldigung führte später dazu, dass ein zusätzliches Jahr zu Knox’ Gefängnisstrafe hinzugefügt wurde.) Während des beinahe einjährigen Gerichtsverfahrens, das 2009 folgte, beschuldigten italienische Staatsanwälte Knox gemeinsam mit Sollecito und einer dritten Person, Rudy Guede, einem Staatsbürger der Elfenbeinküste, Kercher in einem misslungenen Sexspiel brutal angegriffen zu haben. Guede wurde für seinen Part bei Kerchers Tod in einem separaten Schnellverfahren im Jahr 2008 verurteilt. Er wurde zu 30 Jahren Gefängnis verurteilt, die wegen Berufung auf 16 Jahre reduziert wurden.

 

Der Hauptbeweis der Staatsanwälte gegen Knox waren winzige DNA-Spuren von ihr und Kercher an einem Messer, das bei Sollecito zuhause gefunden wurde. Außerdem wurden Knox’ DNA-Spuren auf einem BH-Verschluss von Kercher gefunden. Knox’ Anwälte argumentierten, dass der BH-Verschluss über einen Monat nach dem Mord an einem verunreinigten Tatort gefunden wurde und dass die Messerklinge dem Opfer nicht die Wunden zugefügt haben konnte. Über den Fall wurde in den USA und Europa ausführlich in den Medien berichtet. Die attraktive Knox erhielt von den Boulevardblättern den Spitznamen „Engel mit den Eisaugen“, bzw. „Angel Face“ und „Foxy Knoxy“. In der italienischen und britischen Presse wurde Knox als leichtfertiges Partygirl dargestellt. In Amerika hingegen wurde sie in den Medien häufig als unschuldige Ausländerin in Italien dargestellt, eine junge Frau, die mehrere Jobs angenommen hatte, um sich ihr Studium in Perugia zu finanzieren, wo sie vorschnell von einem übereifrigen Staatsanwalt verurteilt wurde. Knox und Sollecito legten Berufung ein und in ihrer folgenden Verhandlung bezeugten Gerichtsgutachter, dass der ursprüngliche DNA-Beweis unzuverlässig war und nicht eindeutig die junge Amerikanerin und ihren Exfreund mit dem Verbrechen in Verbindung brachte.

 

Am 3. Oktober 2011 sprach ein Berufungsgericht, bestehend aus zwei Richtern und sechs Zivilpersonen, in Perugia die beiden Angeklagten des Mordes frei. (Das Gericht hielt Knox’ Verurteilung wegen Verleumdung aufrecht, weil sie ihren ehemaligen Chef der Bar beschuldigt hatte, Kercher umgebracht zu haben. Zu der bereits in Haft verbrachten Zeit bekam sie noch eine Geldstrafe.) Die 24-jährige Knox, die seit 2007 in Italien im Gefängnis gesessen hatte, flog am nächsten Tag nach Hause in die USA. Im März 2013 hob Italiens oberstes Gericht in einer neuen Wendung des Falles die Freisprechungen von Knox und Sollecito auf und ordnete an, dass erneut gegen sie verhandelt würde. Im Januar 2014 wurden die beiden erneut wegen Kerchers Tod verurteilt. Knox, die während der Verhandlung in Amerika blieb, wurde zu 28 ½ Jahren hinter Gittern verurteilt, während ihr Exfreund eine 25-jährige Strafe bekam. Anwälte der beiden erklärten, Berufung gegen den Schuldspruch einzulegen. Wenn Knox’ Verurteilung aufrechterhalten wird, wird sie wahrscheinlich nicht nach Italien zurückkehren, außer sie wird ausgeliefert.