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Oft sind es die Jüngsten, die unter den Entscheidungen ihrer Eltern zu leiden haben. So auch die Kinder in der christlichen Sekte 12 Stämme. Ihre Mitglieder glauben nicht an die Evolutionstheorie. Dafür aber daran, dass sie ihre Kinder züchtigen, also körperlich bestrafen, sollen. 

Entstehung der Sekte

Die Sekte 12 Stämme wurde in den frühen 1970er Jahren in den USA gegründet. Elbert Eugene Spriggs war Anhänger der Jesus-People-Bewegung, einer christlichen Gruppe, die aus der Hippie-Bewegung in der USA der 60er und 70er Jahre hervorgegangen war. Spriggs sammelte seine Anhänger in der sogenannten Light Brigade um isolierte sich schnell von anderen Kirchen. 

1984 geriet die Gruppe das erste Mal mit dem Gesetz in Konflikt, als insgesamt 112 Kinder in die staatliche Obhut genommen wurden, nachdem Vorwürfe auf Kindesmisshandlung laut wurden. Dieses Verfahren wurde jedoch aufgrund von mangelnden Beweisen eingestellt. Spriggs siedelte kurz danach nach Frankreich um und gründete dort den ersten europäischen Ableger seiner ursprünglichen Sekte, die sogenannte Communauté de Sus

12 Stämme in Deutschland

In Deutschland wurde 1994 der erste Ableger in Pennigbüttel bei Osterholz-Scharmbeck gegründet. Nur ein Jahr später folgte der Aufbau einer weiteren Kommune im Dorf Stödtlen-Oberbronnen in Baden-Württemberg. 1998 lebten hier sieben den 12 Stämmen zugehörigen Familien. 2001 zogen schließlich die beiden Gemeinschaften zusammen nach Bayern auf das Gut Klosterzimmern 

Glaube und Lebensweise

Die Mitglieder der 12 Stämme leben in Kommunen zusammen, in denen es kein persönliches Eigentum gibt. Damit wird auch jegliche Form der Arbeit nicht entlohnt. Dieser Glauben geht auf die Lehren Abrahams in der Bibel zurück. Die Mitglieder sind sehr bibeltreu und führen ihr Leben gemäß den Traditionen des Urchristentums.

Die Männer sind den Frauen übergeordnet und tragen lange Haare und Bärte, was ebenfalls auf die Bibel zurückgeführt wird. Die Frauen hingegen tragen meist weite Röcke, Kleider oder Hosen. Die Mitglieder lehnen jede Form von Sozialleistung ab und verfügen so weder über eine Krankenversicherung noch über Arbeitsverträge.

Verweigerung der Schulpflicht

Da die 12 Stämme absolut bibeltreu sind, glauben sie an den Kreationismus, also dass die Erde von Gott geschaffen wurde. Somit lehnen sie die Evolutionstheorie ab. Auch Sexualkundeunterricht sollen ihre Kinder nicht bekommen. Das sind die Gründe dafür, warum die Mitglieder ihre Kinder nicht in die Schule schicken, sondern von Zuhause unterrichten. Dieses Home-Schooling ist in den USA erlaubt, verstößt in Deutschland jedoch gegen die allgemeingültige Schulpflicht. 

Daher sind die Sektenmitglieder mehrfach mit den deutschen Behörden in Kontakt gekommen. 2003 wurde das erste Verfahren dazu begonnen, im Laufe dessen der Heimunterricht verboten und Bußgelder von über 130.000€ verhängt wurden. Diese Strafen sind bis heute nicht beglichen worden. Im Oktober 2004 wurden daher mehrere Väter in Erzwingungshaft genommen.

2006 genehmigte der Freistaat Bayern den Mitgliedern schließlich, ihre Kinder an einer eigenen Schule zu unterrichten. Dieser Entschied wurde 2013 jedoch widerrufen.

Vorwurf des Kindesmissbrauchs

Die Sekte war schon immer unter dem Verdacht, ihre Kinder körperlich zu züchtigen. Bewiesen wurde dies 2013 durch die Recherchen eines Reporters, der auf Videoaufnahmen festhielt, wie die Kinder mit Rohrstöcken geschlagen wurden. Als Reaktion darauf wurden rund 40 Kinder vom Jugendamt abgeholt und deren Eltern vorläufig das Sorgerecht entzogen. 

Kurz danach bekannte sich die Sekte auch offiziell zur Prügelstrafe und berief sich dabei auf Passagen aus der Bibel. Aussteiger aus der Sekte erzählten im Nachhinein, dass Prügel auf der Tagesordnung standen und auch Kinder und Jugendliche bereits zu schwerer körperlicher Arbeit gezwungen wurden. 

Von den 40 in Obhut genommenen Kindern waren 2014 bereits 15 Jugendliche wieder bei ihren Eltern. Einige der Familien hatten sich mittlerweile von der Sekte abgewandt.

Anfang 2017 übersiedelten die letzten Mitglieder in das tschechische Dorf Skalná, wo die körperliche Bestrafung von Kindern nicht komplett verboten ist.