Sich zu verkleiden ist eine althergebrachte Halloween-Tradition, bei der sich Selbstdarstellung und Heimlichkeit vermengen. Aber Kostüme können auch für viel schlimmere Zwecke genutzt werden: Um die Identität eines Kriminellen zu verbergen. Obwohl Serienmörder in unverkennbaren Outfits zwar hauptsächlich Stoff aus Horrorfilmen und Fernsehsendungen sind, haben sie doch Pendants im wahrenLeben. Hier einige Beispiele:
Der Phantom-Mörder
Eine Reihe von Morden in Texarkana aus dem Jahr 1946 ist bis heute ungelöst geblieben. Weil jeder Angriff nach der Dämmerung stattfand und die meisten Opfer junge Leute waren, die als Liebesnest einen Parkplatz benutzt hatten, bekam die Mordserie den Namen „Die Mondschein-Morde von Texarkana“. Die Morde boten die Grundlage für den Horrorfilm „The Town That Dreaded Sundown“.
Am 22. Februar 1946 wurde das Liebespaar Jimmy Hollis und Mary Jeanne Larey um Mitternacht gewaltsam in ihrem Auto angegriffen. Beide überlebten und Larey konnte den Angreifer der Polizei beschreiben: Ein Mann mit einer weißen Maske mit ausgeschnittenen Löchern für Mund und Augen.
Das nächste Paar hatte nicht so viel Glück. In den nächsten zehn Wochen ermordete der „Phantom-Killer“, wie er genannt wurde, fünf Menschen und verletzte drei schwer.
„Eine Verkleidung kann strategisch sein, um die Möglichkeit zu verringern, von Augenzeugen als Schuldiger identifiziert zu werden“, sagt Kriminologin Dr. Melissa Hamilton, Hochschuldozentin für Strafrecht an der University of Surrey. Beim Phantom-Killer war das der Fall: Aufgrund fehlender Beweise und eindeutiger Verdächtiger wurden die Morde nie aufgeklärt. Manche sind allerdings der Meinung, dass der Phantom-Killer von Texarkana niemand anders war als...
Der Zodiac-Killer
Zwischen 1968 und 1969 tötete der Zodiac-Killer fünf Menschen. Diese Morde haben die Behörden bestätigt, aber er selbst behauptete, 37 Menschen getötet zu haben. Der rätselhafte Psychopath wurde nie gefasst oder identifiziert. Während mindestens eines seiner Verbrechen trug er ein Kostüm: Überlebende Opfer beschrieben eine schwarze, Henker-typische Kapuze und Kleidung, die mit Tierkreiszeichen verziert war. Wie der Phantom-Killer suchte sich der Zodiac-Killer als Opfer häufig junge Paare aus, die sich auf Parkplätzen trafen. Was ihn von seinem Vorgänger unterschied, waren seine kryptischen Briefe an die Medien und die Polizei, die, genau wie das Kostüm, den Mythos und den Schrecken, die ihn umgaben, erhöhten.
Laut Dr. Carole Lieberman, Gerichtspsychiaterin und Gutachterin, tragen Mörder Kostüme nicht nur, damit ihre Opfer sie nicht identifizieren können, sondern auch, um ihre Opfer einzuschüchtern. „Einige Mörder“, fügt sie hinzu, „benutzen Masken oder Kostüme, weil sie aus einer Fantasie oder einer Wahnvorstellung heraus handeln.“ Und das bringt uns zu...
James Eagan Holmes
Technisch gesehen ist James Eagan Holmes kein Serienmörder, aber er muss erwähnt werden aufgrund der grausamen Morde an zwölf Menschen in Aurora, im Bundesstaat Colorado. Während einer Mitternachts-Kinovorführung des Batman-Films „The Dark Knight Rises“ tötete er zwölf Kinobesucher und verletzte 70 weitere Personen. Das war die größte Opferzahl einer Schießerei in den USA, bis zu der Tragödie im Pulse Nachtclub vier Jahre später. Holmes hatte seine Haare wie der fiktive Batman-Bösewicht gefärbt. NYPD-Polizeibeauftragter Ray Kelly sagte, dass Holmes den Behörden nach seiner Festnahme gesagt hat, dass er „der Joker wäre“.
„Es kann um ein Rollenspiel gehen“, sagt Dr. Hamilton. „Der Mörder, der konsequent eine Verkleidung trägt, muss emotional und körperlich in seine ‚Uniform’ steigen. Das Kostüm kann ein wesentlicher Teil seiner ausgeklügelten Fantasie sein, die er auslebt.“
Aber was, wenn der Mörder sich zuhause verkleidet, nach dem Verbrechen?
Ed Gein
Ed Gein war ein Mörder und Grabräuber, der Kostüme, Möbel und andere Andenken aus den Körpern seiner Opfer herstellte. Offiziell wurde er verurteilt, weil er zwei Menschen, Bernice Worden und Mary Hogan, umgebracht hat, aber er hinterließ einen bleibenden Eindruck in der amerikanischen Psyche und war Inspiration für die fiktiven Bösewichte Norman Bates, Buffalo Bill und Leatherface.
Eine Polizeirazzia in seinem Haus brachte Masken, die aus echten Menschengesichtern gemacht waren, zum Vorschein, einen Gürtel aus Brustwarzen und ein Korsett, das aus einem enthäuteten Torso gefertigt war. Wie die Serienmörder BTK und John Wayne Gacy, trug Gein niemals Kostüme während seiner Verbrechen. Stattdessen legte er sie in der Privatsphäre seines Zuhauses an.
Laut Wyndell C. Watkins, Sr., Oberkriminalbeamter im Ruhestand des Metropolitan Police Department in Washington, D.C., „sind Serienmörder dafür bekannt, Souvenirs von ihren Opfern mitzunehmen aufgrund des ausdrücklichen Wunsches, ihre Verbrechen wieder zu erleben und nachzuspielen.“
Lieberman stimmt dem zu: „Wenn Mörder Masken oder Kostüme tragen, um ihr Verbrechen noch einmal zu erleben, ist das paradox. Auf diese Weise wollen sie sich von sich selbst distanzieren, vom der ‚bösen’ Person, die das Verbrechen begangen hat, während sie gleichzeitig die Verbindung mit ihrer Fantasie oder Wahnvorstellung vertrauter machen.“