Im April wurde der Texaner Ghufran Zafar wegen Mordes zu einer lebenslangen Haftstrafe verurteilt. Er hatte seine Frau Asma Zafar vor ihren gemeinsamen kleinen Kindern erschossen. Laut der Gerichtsunterlagen hat er sie angeblich bei früheren Gelegenheiten körperlich und verbal missbraucht.
Im Juli wurde ein Mann aus Utah, Kenneth Ray Manzanares, wegen Mordes angeklagt. Er soll seine Frau Kristy Manzanares während einer Kreuzfahrt in Alaska umgebracht haben. Angeblich soll er Zeugen erzählt haben, dass er sie getötet hat, weil sie nicht aufgehört hat über ihn zu lachen.
Im August hat ein Mann aus New Jersey, Gregg Scott, Selbstmord begangen, nachdem er seine Frau Kimberly Dunphey und den siebenjährigen Sohn Owen Scott getötet hatte. Die Behörden sagen, dass er sie nach einem Ehestreit zu Tode geprügelt hat.
In Folge dieser Fälle und anderer jüngster Nachrichten über Ehemänner, die ihre Frauen umgebracht haben, sprechen wir mit Experten darüber, was einen Mann dazu bringt, eine Person zu töten, mit der er sein Leben verbringen wollte.
„Die meisten Personen werden von jemandem schikaniert, den sie kennen“, sagt Joseph Giacalone, ein Professor im Department of Law & Police Science am John Jay College of Criminal Justice. Im Falle der Ehepartner, die sich gegenseitig töten, sagt er, handelt es sich um „Mord durch Beziehungspartner“ und meistens ist es die Frau oder die Freundin, die umgebracht wird.
Laut Recherchen der Centers for Disease Control and Prevention (Zentren für Krankheitskontrolle und Prävention = Seuchenschutzbehörde der USA) sind Frauen in größerer Gefahr als Männer, Opfer eines Gewaltverbrechens oder Mordes durch Beziehungspartner zu werden. FBI-Statistiken aus dem Jahr 2011 zeigen, dass 82,6 Prozent der ermordeten Frauen von jemandem getötet wurden, den sie kannten. Bei den ermordeten Frauen über 18 wurden die meisten (79,2 Prozent) von ihrem aktuellen Partner getötet und 14,3 von einem früheren Partner. „2015 wurden in den USA 500 Ehefrauen von ihren Ehemännern getötet. Und bei den nicht verheirateten Frauen waren es ebenfalls 500, die von ihrem Partner getötet wurden“, sagt Giacalone, früherer NYPD-Sergeant, der Hunderte Mordfälle, Selbstmorde und Vermisstenfälle bearbeitet hat.
Gerichtspsychiater Dr. Park Dietz hat als Experte bei juristischen Fällen von großem öffentlichen Interesse ausgesagt, wie zum Beispiel den Fällen von Andrea Yates, dem Unabomber, John Hinckley Jr., Susan Smith, Joel Rifkin und Columbine. Er ist der Meinung, dass es vier übliche Gründe hinter den Beziehungsmorden gibt. Diese sind anwendbar, egal ob die Täter homosexuell oder heterosexuell, verheiratet sind oder in einer Partnerschaft leben oder ob es Partner sind, die zusammen wohnen. „Von Anfang an muss man verstehen“, sagt er, „dass sie nicht unbedingt isoliert passieren und dass bei jedem Verbrechen auch mehr als ein Grund vorliegen kann; normalerweise ist das so.“
Das erste – und häufigste – Motiv ist laut Dietz Wut, ausgedrückt in einem Muster von eskalierender Raserei, Missbrauch und Gewalt. „Diese Gruppe war schon vorher gewalttätig und man kann sehen, dass es zu einem tragischen Ende führt. Ich meine das jetzt nicht hintergründig.“ Ihre gewalttätige Wut kann auch schon außerhalb des Zuhauses aufgetreten sein, was zu einer Vorstrafe geführt hat und zu weiteren asozialen Verhaltensweisen. Er fügt hinzu, dass einige dieser Männer „ausgewachsene Psychopathen“ sind.
Das nächst-häufigste Motiv: Angst vor dem Verlassen-werden und Verlust. „Er hat Angst, dass sie ihn verlässt“, so Dietz. Das kommt häufig vor, nachdem sie gedroht oder versucht hat zu gehen – eine Handlung, die besonders gefährlich sein kann für Frauen, die Partner haben, die sie kontrollieren und missbrauchen. Dietz erklärt: „Diese Gruppe von Männern, die töten, weil sie Angst haben verlassen zu werden, haben eine Persönlichkeit oder eine Störung, so dass sie höchst instabil und emotional sind, auch bekannt als Borderline-Typus.“
Ein drittes, häufiges Motiv, sagt er, ist sexuelle Eifersucht. Das kann alles sein von Wut darüber, dass sie mit jemandem flirtet bis hin zu dem Wissen über eine tatsächliche Affäre. „Seine Eifersucht – oder einige würden es seine sexuelle Besitzgier des Partners als Objekt – liegt dem Mord zugrunde. Der vierte Grund, warum ein Mann seine Partnerin umbringt, ist der, dass er selbstmordgefährdet ist. Der Mörder bringt sich entweder danach selbst um oder nicht. Einige sind an dem Punkt feige, sagt Dietz.
Wenn es darum geht, das Motiv festzulegen, liegt meistens einer dieser vier Gründe oder eine Kombination aus ihnen zugrunde, so Dietz: „Das zeigt sich in jeder Studie, in den USA, aber auch weltweit.“
Weniger gängige Motive sind Versicherungen zu kassieren, Töten aus Gnade, psychotische Geisteskrankheit und das Ersetzen der Frau durch einen anderen Partner (und somit die Lösung des Unterhalt-Problems). Einige töten ihre Partnerin, weil sie denken, dass das die einzige Möglichkeit ist, einen Sorgerechtsstreit zu gewinnen – die Ironie dabei ist, dass sie das Sorgerecht verlieren, sollten sie erwischt werden.
Drogen und Alkohol gießen nur Öl ins Feuer, da sie die Selbstkontrolle und das Urteilsvermögen beeinträchtigen. „Alle Motive, die ich genannt habe, führen eher zu einer tödlichen Aktion, wenn Alkohol oder Drogen im Spiel sind“, erklärt Dietz.
Wenn es darum geht, diese Verbrechen aufzuklären, sind laut Dietz und Giacalone der Freund oder der Ehemann der erste Tatverdächtige auf der Liste und wenn eine Frau von ihrem Ehemann ermordet wurde, ist die Chance, den Fall zu lösen, sehr hoch. „Als Ermittler überlegen wir uns Theorien“, sagt Giacalone. „Die meisten Personen werden von jemandem getötet, den sie kennen. Wenn jemand mit mehreren Stichen erstochen wurde, ist das auch ein Hinweis auf einen Beziehungspartner-Mord. Das gleiche gilt für das „Übertöten“ (wenn die Gewalt, um jemanden umzubringen, überschritten wurde) – wer außer dem Partner könnte den Täter so wütend machen?“ Dies sind die ersten Bausteine einer Ermittlung. „Außerdem sehen wir uns die Location an. Ist es in einem Schlafzimmer passiert? Wen lässt man noch in sein Schlafzimmer? Das hilft uns bei der Entwicklung von Theorien.“
Der Mord folgt normalerweise einem Streit, so Giacalone: „Ich nenne es das Mörderdreieck: Liebe, Geld und Drogen. Mit diesen drei Dingen kann man bei den Ermittlungen anfangen. Obwohl ein Streit natürlich alles mögliche zum Gegenstand haben kann.“
Aber warum lassen sich die Leute nicht einfach scheiden, wenn sie so unglücklich sind? Giacalone sagt, dass Männer Angst vor dem finanziellen Verlust haben, der mit einer Scheidung einhergeht – Unterhalt für Frau und Kind, sowie geteilter Besitz. „Sie sind sich nicht im Klaren darüber, welche Räder sich in Bewegung setzen, wenn ein Mann seine Frau umbringt“, so Giacalone. „Sie denken, sie kommen damit durch. Ich würde einem Ehemann sagen: ‚Sie sind der erste, den wir untersuchen.’“
Bis dass der Tod uns scheidet...
Hier sind ein paar weitere Fälle, bei denen Frauen von ihrem Ehemann oder Partner umgebracht wurden:
Carol DeMaiti Stuart: 1989 kehrten Charles Stuart, der Manager einer im Bostoner Raum ansässigen Kürschnerei, und seine Frau Carol, eine Steueranwältin, die ihr erstes Kind erwartete, von einem Geburtsvorbereitungskurs eines örtlichen Krankenhauses zurück. Laut Stuarts Aussage nahm ihnen ein schwarzer Mann das Auto weg und schoss auf sie beide. Carol starb wenige Stunden später; das Baby wurde per Kaiserschnitt und zwei Monate zu früh auf die Welt gebracht, starb aber nur 17 Tage später. Stuarts Bruder Michael meldete sich am 4. Januar 1990 und gestand seinen Part beim verschleiern der Schießerei. Kurz darauf wurde Stuarts Auto verlassen an einer Brücke gefunden. Seine Überreste wurden am nächsten Tag im Mystic River gefunden.
Kathy Savio Peterson: 2004, wenige Monate nach ihrer Scheidung von dem Polizeibeamten Drew Peterson aus Illinois, wurde Kathy tot in ihrer Badewanne gefunden. Als Todesursache ging man von unabsichtlichem Ertrinken aus. Aber als Drews nächste Frau, Stacy, im Jahr 2007 vermisst wurde, fiel der Verdacht auf ihren Ehemann. Kathys Leiche wurde exhumiert und wies Zeichen eines Kampfes auf. Drew wurde 2009 wegen Mordes angeklagt, 2012 wurde er für schuldig befunden und zu einer Haftstrafe von 38 Jahren wegen vorsätzlicher Tötung verurteilt. Stacy, die 19 Jahre alt war, als sie den 39-jährigen Drew heiratete, und zwei Kinder mit ihm hatte (sie adoptierte seine zwei Söhne, die er mit Kathy hatte), wurde nie gefunden.
Lori Soares Hacking: Hacking aus Salt Lake City wurde mit 27 Jahren als vermisst gemeldet. Ihr Ehemann Mark schaltete die Behörden ein. Mark Hacking wurde am 9. August 2004 wegen vorsätzlichem Mord verurteilt. Loris Überreste (zwei Zähne und ein Stück Knochen von der Größe eines Vierteldollars) wurden auf einer Mülldeponie gefunden. Am 29. Oktober 2004 plädierte Mark auf nicht schuldig wegen vorsätzlichem Mord. Am 15. April 2005 plädierte er auf schuldig wegen vorsätzlichem Mord, im Austausch dafür, dass die Staatsanwälte andere Anklagepunkte fallen lassen. 2005 wurde er zu sechs Jahren im Gefängnis verurteilt, das Maximum, das der Richter unter dem Gesetz Utahs geben konnte. Bevor Lori als vermisst gemeldet wurde, hat sie Familienmitgliedern erzählt, dass sie schwanger sei. 2006 wurde „Lori’s Law“ in Utah unterzeichnet, das die Minimalstrafe für einen vorsätzlichen Mord anhob.
LaToyia Figueroa: LaToyia Figueroa war im fünften Monat schwanger, als sie in der Nähe von Philadelphia erdrosselt aufgefunden wurde. Sie war seit dem 18. Juli 2005 als vermisst gemeldet gewesen. Etwas mehr als einen Monat später nahm die Polizei den Vater ihres Kindes fest, Stephen Poaches. 2006 wurde er in zwei Fällen wegen vorsätzlichem Mord verurteilt, wegen des Mordes an Figueroa und ihrem ungeborenen Kind. Blogger und Kritiker hatten das Gefühl, dass Figueroa aufgrund ihrer spanischen und afro-amerikanischen Wurzeln weniger Medienaufmerksamkeit bekam als andere Fälle, in denen weiße, schwangere Frauen ermordet worden waren.