Mörder, die eine Nachricht am Tatort hinterlassen oder die der Polizei oder der Presse schreiben, gehen ein großes Risiko ein. Es kann sein, dass sie sich aus Versehen selbst verraten. Durch die Fortschritte im Bereich der DNA und der Forensik hinterlässt ein Mörder, der eine Briefmarke ableckt oder ein Stück Papier in der Hand hält, ein belastendes Beweismittel.

Warum tun sie es also? Ist es der Nervenkitzel, mit denen Katz-und-Maus zu spielen, die einen entlarven wollen? Einige Experten gehen davon aus, dass ein Killer, der eine Nachricht hinterlässt, unterbewusst gefasst werden will. Hier sind die Geschichten von acht Mördern, die unbedingt etwas schreiben mussten.

1888 - Jack the Ripper

Jack the Ripper, der bis heute nicht identifiziert wurde, streifte durch London und tötete fünf Frauen, einige davon waren Prostituierte. Von den Hunderten von Briefen, die in seinem Namen an die Polizei und die Presse des viktorianischen London geschickt wurden, scheinen die drei, die im September und Oktober 1888 bei der Central News Agency landeten, echt zu sein. Der berühmteste Brief ist der namens „From hell“ („Aus der Hölle“), der zusammen mit einem Stück Niere kam, das vermutlich von einem der verstümmelten Opfer stammte. In der oberen rechten Ecke stand „From hell“. Er schrieb: „Ich werde nicht aufhören sie (die Huren) aufzuschlitzen, bis ich geschnappt werde. Der letzte Job war großartige Arbeit. Ich habe der Dame keine Zeit zum Kreischen gelassen. Wie können sie mich da schnappen? Ich liebe meine Arbeit und will wieder weitermachen.“ Der Verfasser behauptete, die andere Hälfte der Niere gebraten und gegessen zu haben – und etwas Blut aufgehoben zu haben, um es als Tinte zu benutzen. Das einzige Problem: Es war getrocknet.

Auf einer Postkarte, die er an den „Lieben alten Boss“ der Central News Agency schickte, nannte er sich selbst „Saucy Jacky“ („Frecher Bube“) und dankte dem Empfänger, dass er den Brief nicht früher als erbeten veröffentlicht hatte. Ein paar Wochen später erreichte ein dritter Brief George Lusk, den Präsidenten des Whitechapel Vigilance Committee (Wachsamkeitsausschuss), das Straßenpatrouillen in den Gegenden organisierte, in denen die Morde stattgefunden hatten. In einem weiteren Brief schrieb der Mörder: „Entschuldigung für das Blut, ist alles noch etwas dreckig vom letzten Mal. Was ich ihr für ein schönes Halsband verpasst habe.“ Er bezog sich dabei auf die Kehle seines Opfers.

1934 - Albert Hamilton Fish

a.k.a. The Gray Man (Der graue Mann), The Moon Maniac (Der Mond-Irre), The Brooklyn Vampire (Der Vampir von Brooklyn)

Fish gestand drei Morde und wurde für einen von ihnen verurteilt (und später hingerichtet): Die 1928 erfolgte Strangulierung der zehn Jahre alten Grace Budd. 1934 erhielt Graces Mutter einen ausschweifenden und falsch geschriebenen Brief. Der Verfasser sagte darin, dass er von Kannibalismus-Erzählungen fasziniert war und beschlossen hatte, Grace zu töten, als er sie getroffen hatte: „Ich habe euch besucht und wir haben zu Mittag gegessen. Grace saß auf meinem Schoß und hat mich geküsst. Ich habe beschlossen, sie zu essen.“ Die Polizei verfolgte den Brief durch ein ortsgebundenes Logo zurück auf Fish (der einen falschen Namen benutzt hatte, als er die Budds besuchte). Die Behörden gingen davon aus, dass er auch der sogenannte Vampir von Brooklyn gewesen sein könnte, ein Kindesmörder und Vergewaltiger. Als die Polizei ihn fragte, warum er der Familie seines Opfers geschrieben habe, soll er geantwortet haben: „Ich hatte einfach einen Schreibwahn.“

1946 - William Heirens

Der Lippenstiftmörder

„Um Himmels Willen, verhaftet mich, bevor ich erneut töte. Ich habe mich nicht unter Kontrolle.“ Diese Worte standen mit Lippenstift auf die Wand gekritzelt im Haus der in Scheidung lebenden Frances Brown in Chicago. Sie wurde mit einem Messer in ihrer Kehle und einer Schusswunde im Kopf gefunden. Später verschwand die sechs Jahre alte Suzanne Degnan von Zuhause. Die zerhackten Leichenteile des kleinen Mädchens wurden über die ganze Stadt verteilt in Abwasserrohren gefunden. Heirens gestand die zwei furchtbaren Morde (sowie einen weiteren) und verbrachte den Rest seines Lebens im Gefängnis. Später widerrief er sein Geständnis.

 

1960er und 1970er Jahre - Der Zodiac-Killer

Zwischen 1966 und 1974 schickte der Zodiac-Killer mehr als zwanzig Briefe an die Polizei und die Medien. In einem schrieb er: „Hier spricht Zodiac.“ Das führte zu seinem Spitznamen. An einen Redakteur des „San Francisco Examiner“ schrieb er, dass er Seelen sammelte, damit sie seine „Sklaven im Jenseits“ würden. Außerdem schrieb er eine Warnung: Sollte der Brief nicht auf der ersten Seite der Zeitung veröffentlicht werden, würde der Mörder erneut auf Verbrechenstour gehen. Der Zodiac-Killer, der fünf Personen in Nordkalifornien umgebracht haben soll und der behauptete, 37 weitere getötet zu haben, war für seine rätselhaften Kryptogramme und Chiffren bekannt, von denen einige bis heute noch nicht gelöst sind. 1974 verschickte er seinen letzten Brief. 2002 konnte das Police Department von San Francisco DNA aus der Spucke einer Briefmarke extrahieren. Es reichte allerdings nicht aus, um den Mörder zu identifizieren, aber es schloss einige Verdächtige aus.

 

1969 - Die Manson-Familie

Die Morde an der schwangeren Schauspielerin Sharon Tate und vier weiteren Personen in Los Angeles, zusammen mit dem anschließenden Mord an dem Supermarktbesitzer Leno LaBianca und seiner Frau Rosemary schockten die USA. Die Mörder schrieben die Wörter „Pig“ und „Helter Skelter“ mit Blut an die Tür und die Wände der zwei Häuser. 1970 wurden der Sektenführer Charles Manson und drei seiner Anhänger (Susan Atkins, Patricia Krenwinkle und Leslie Van Houten) wegen Mordes vor Gericht gestellt. Ein anderes „Familienmitglied“, Charles „Tex“ Watson, wurde separat verurteilt. Die Staatsanwälte gaben an, dass die Wörter geschrieben wurden, um den Black Panthers das Verbrechen in die Schuhe zu schieben. So sollte ein Rassenkrieg ausgelöst werden, der nach Manson unausweichlich war.

 

1977 - David Berkowitz

Son of Sam

Dieser Mann aus Westchester County im US-Bundesstaat New York und seine .44-Kaliber-Pistole hinterließen eine Spur von Leichen und Verwundeten (sechs Tote, sieben Verletzte). Er hinterließ auch Nachrichten bei einigen der Leichen, darunter eine, in der er schrieb: „Ich bin ein Monster. Ich bin der ‚Son of Sam’.“ Er schrieb auch an den bekannten New Yorker Journalisten Jimmy Breslin: „Hallo aus den Gossen von N.Y.C., die voller Hundemist, Erbrochenem, abgestandenem Wein, Urin und Blut sind. Hallo aus den Rissen des Bürgersteigs...“. In einer Nachricht an die Polizei schrieb er: „Bei meiner Festnahme verspreche ich allen, die an dem Fall arbeiten, ein neues Paar Schuhe, wenn ich das Geld zusammenkriege.“ Er wurde gefasst, als sein Auto an einem Tatort einen Strafzettel bekam.

 

1990er Jahre - Keith Jesperson

Happy Face Killer

Der in Kanada geborene Lkw-Fahrer bekam seinen Spitznamen für die Smiley-Gesichter, die er auf die Briefe an die Polizei und die Staatsanwälte malte. Sein erstes bekanntes Opfer war eine Frau, die er in einer Bar getroffen, dann geschlagen und erwürgt hatte. Er tötete außerdem unbekannte Frauen entlang seiner Lkw-Routen. Nach seinem ersten aktenkundigen Mord schrieb er ein Geständnis an eine Toilettenwand in einer Busstation und unterschrieb sie mit einem Grinsegesicht. „Ich habe sie zu Tode geprügelt, sie vergewaltigt und es geliebt. Ich bin krank, aber es macht mir selbst auch Spaß.“ Er schrieb auch an die Medien und an die Polizei und unterschrieb alle Briefe mit demselben hingekritzelten Gesicht. In einem Brief an die Portland Oregonian schrieb er, „Gott wird mein Richter sein, wenn ich sterbe... Es hat alles angefangen, als ich mich gefragt habe, wie es wohl ist, jemanden zu töten. Und ich habe es rausgefunden. Was für ein Alptraum das war.“ Der Brief soll mit einer unheimlichen Warnung geendet haben: „Schau über deine Schulter. Ich bin näher, als du denkst.“ 1995 strangulierte er seine bei ihm wohnende Freundin, was dazu führte, dass er gefasst wurde. Er sitzt eine lebenslange Strafe in einem Gefängnis in Oregon ab.

 

2004 - Dennis Rader

The BTK (bind, torture, kill) Killer

1974 hatte er einen Brief in ein Buch aus der Bücherei gelegt. In diesem Brief übernahm er die Verantwortung für den Mord an einer Familie aus Wichita, im US-Bundesstaat Kansas, den Oteros. Die zweiseitige Nachricht beschrieb detailliert jeden Schritt des Mordes. „Wann dieses Monster mein Gehirn betrat (sic), werde ich nie wissen“, schrieb er. „Aber es (sic) ist da, um zu bleiben.“ Rader tötete erneut Ende der 1970er Jahre und Mitte der 1980er Jahre und erneut im Jahr 1991. 2004, am Jahrestag des Mordes an den Oteros, schickte er Briefe an die lokalen Pressekanäle. Sie enthielten Bilder von einem der Opfer, ein Wörterrätsel und einen Entwurf für BTKs Memoiren. In dem Jahr und in dem darauf folgenden tauschte Rader Nachrichten mit der Polizei aus. Nachdem er gefragt hatte, ob es sicher wäre, über eine Diskette miteinander zu kommunizieren, bejahten sie das. Ermittler fanden heraus, dass das Dokument als letztes von einem „Dennis“ abgespeichert worden und in der örtlichen evangelischen Kirche benutzt worden war. Er hatte die Disk zur Kirche mitgenommen, um das Dokument auszudrucken. So hinterließ er eine digitale Spur, mit der es der Polizei gelang ihn aufzuspüren.