Das Verschwinden von Caylee Anthony
Casey Anthony lebte mit ihrer fast 3-jährigen Tochter Caylee bei ihren Eltern, George und Cindy Anthony.
Am 16. Juni 2008 verließ Casey mit Caylee das Haus ihrer Eltern. Es war der letzte Tag, an dem Caylee lebend gesehen wurde. Casey erzählte ihren Elteren, für längere Zeit einen Arbeitseinsatz in Tampa zu haben.
Immer wieder telefonierte Cindy mit ihrer Tochter Casey und bat wiederholt darum, mit ihrer Enkelin sprechen zu wollen. Doch Casey erfand immer wieder neue Gründe, weshalb Caylee nicht ans Telefon könne. Sie sei gerade am Strand, im Vergnügungspark. Irgendwann meinte sie auch, Caylees Babysitterin, eine Frau namens Zenaida Fernandez-Gonzalez, wäre gerade mit dem Kind unterwegs. Cindy kam das seltsam vor – zumal hatte sie noch nie von der Babysitterin gehört.
Begründete Sorge?
Kurze Zeit später erhielt Casey Anthonys Vater George die Meldung, dass das Auto seiner Tochter abgeschleppt worden war. Gemeinsam mit einem Angestellten des Abschlepphofs stellte er einen grauenvollen Geruch in dem Wagen fest. Die beiden Männer waren sich sicher, dass so nur ein verwesender Leichnam riechen könne. Doch im Kofferraum befand sich nur ein alter Müllsack.
Der abscheuliche Gestank alarmierte schließlich auch Cindy, die zunehmend den Verdacht hegte, dass mit ihrer Enkelin etwas nicht stimmte. Sie rief das Büro des Sheriffs von Orange County an und meldete Caylee als vermisst. Während dieses Notrufs berichtete schließlich auch Casey, dass ihre Tochter seit nunmehr 31 Tagen verschwunden war. Ihre Babysitterin Zenaida hätte das Kind entführt und aus schierer Angst hätte sie es nicht gewagt, die Behörden zu informieren.
Ermittlungen
Casey Anthonys Aussagen waren widersprüchlich. Zwar gab sie an, eine gewisse Zenaida Fernandez-Gonzalez hätte Caylee entführt, doch weder Freunde noch Familie hatten das Kindermädchen je gesehen. Als schließlich eine Frau mit dem Namen gefunden wurde, kam heraus, dass sie noch nie von einer Casey Anthony gehört hatte.
Eine weitere Lüge, die Casey in Bedrängnis brachte, war jene über ihren Arbeitsplatz. Ihren Eltern machte sie weis, dass sie in den Universal Studios einen Job hatte, doch als die Ermittler nachbohrten, gab Casey zu, bereits vor Jahren gefeuert worden zu sein.
Casey Anthony wurde am 16. Juli 2008 verhaftet, einen Tag nachdem Caylee als vermisst gemeldet wurde. Ihr wurde vorgeworfen, falsche Angaben gemacht, ihr Kind vernachlässigt und strafrechtliche Ermittlungen behindert zu haben. Zunächst wurde ihr die Kaution verweigert, am 22. Juli 2008 wurde sie auf 500.000 US-Dollar festgesetzt.
In der Zwischenzeit alarmierte der Zählerleser Roy Kronk die Polizei drei Tage in Folge – die Beamten wollten seinem Anliegen zunächst nicht nachgegen – über einen Fund, den er in einem Waldstück in der Nähe des Hauses der Anthonys gemacht hatte. Er meinte, einen menschlichen Schädel gefunden zu haben. Doch als er schließlich die Ermittler an den Fundort führte, der nur sehr oberflächlich durchsucht wurde, konnte nichts sichergestellt werden.
Der Durchbruch?
Caseys Kaution wurde schließlich über einen Kautionsvermittler gestellt, in der Hoffnung, sie würde bei der Suche nach ihrem Kind behilflich sein. Aber ihre Freiheit war nur von kurzer Dauer, als sie am 29. August wegen eines älteren Scheckbetrugfalls erneut festgenommen wurde. Als ihre Eltern erneut Kaution hinterlegten, fanden vor dem Haus der Anthonys Proteste statt, da Casey als „Baby Killer“ angesehen wurde.
Im Oktober 2008, der Leichnam von Caseys Tochter war noch nicht gefunden worden, wurde Casey wegen Mordes ersten Grades angeklagt. Sie bekannte sich nicht schuldig.
Am 11. Dezember 2008, der Zählerleser Kronk hatte sich erneut bei der Polizei gemeldet, wurde schließlich die Leiche eines Kindes in einem Müllsack gefunden. Klebeband war am Schädel festgemacht. Eine Winnie Puuh-Decke, die zu Caylees Bettwäsche zu Hause passte, und ein Wäschesack wurden ebenfalls am Tatort sichergestellt. Acht Tage später identifizierte der Gerichtsmediziner Dr. Jan Garavaglia die Leiche als die von Caylee und stellte die Todesursache als ungeklärt fest. Es wurde jedoch vermerkt, dass das Klebeband am Körper darauf hindeutete, dass es sich um ein gewaltsames Verbrechen handle.
Prozess und Urteil
Der Prozess wurde von den Medien in all seinen Details an die Öffentlichkeit getragen und international verfolgt. Das „Times Magazine“ bezeichnete den Falls als den „Social-Media-Prozess des Jahrhunderts“.
Im Juli 2011 wurde Casey Anthony schließlich für unschuldig befunden, was zu großem Aufsehen und Protesten. Immerhin war sie zu jener Zeit die "meistgehasste Frau Amerikas". Unzählige Menschen, die den Fall von Beginn an intensiv verfolgt hatten, waren von Caseys Schuld überzeugt. Doch klare Beweise, die sie als Täterin entlarvt hätten, konnten vor Gericht nicht vorgelegt werden.
Was mit Caylee Anthony passiert ist, bleibt bis heute ungeklärt. Doch Caseys Wegbegleiterinnen aus der Zeit ihrer Untersuchungshaft sind sich sicher, dass mit dem Freispruch eine Mörderin ihrer gerechten Strafe entgangen wäre…