Die Entführung von Elizabeth Smart ist einer der bekanntesten Fälle in der Geschichte der USA. Die damals 14-jährigen Elizabeth wurde aus ihrem eigenen Schlafzimmer entführt. Ihre neunmonatige Tortur erregte weltweit Aufmerksamkeit und führten zu intensiven Medienberichten.
Die Entführung
Am 5. Juni 2002 wurde die damals 14-jährige Elizabeth Smart mitten in der Nacht mit vorgehaltenem Messer aus ihrem Schlafzimmer im Haus ihrer Eltern im vornehmen Viertel Federal Heights in Salt Lake City entführt. Ihr Entführer schlich sich unbemerkt in das Haus, nachdem er das Fliegengitter eines offenen Fensters aufgeschnitten hatte. Elizabeths jüngere Schwester Mary Katherine, mit der sie ihr Schlafzimmer teilte, war die einzige Zeugin der Entführung. Mary Katherine informierte ihre Eltern erst zwei Stunden nach dem Vorfall, da sie befürchtete, der Mann könnte zurückkommen, um sie zu holen, wenn sie sie warnte. Sie konnte den Angreifer ihrer Schwester zunächst nicht identifizieren.
Elizabeth wurde zu einem Lagerplatz im Wald gebracht, nur fünf Kilometer vom Haus ihrer Familie entfernt – so nah, dass sie in den ersten Tagen nach ihrer Entführung tatsächlich die Stimmen der Suchtrupps hören konnte, die nach ihr riefen. Dort soll sie ihr Entführer Brian David Mitchell, der sich Emmanuel nannte und behauptete, ein Prophet seiner eigenen Mormonensekte zu sein, sexuell missbraucht haben.
Die Entführer
Brian David Mitchell und Wanda Barzee waren für die Entführung von Elizabeth Smart verantwortlich. Mitchell, der sich selbst als Prophet sah, behauptete, er müsse sieben Jungfrauen als Ehefrauen gewinnen, um eine göttliche Mission zu erfüllen. Zuvor hatte er als Handwerker im Haushalt der Smarts gearbeitet und kannte die Familie daher oberflächlich. Mitchell hatte eine Vorgeschichte psychischer Erkrankungen sowie kriminellen Verhaltens. Seine Frau, Wanda Barzee, unterstützte ihn sowohl bei der Entführung als auch bei der Gefangenschaft von Elizabeth.
Ermittlungen und falsche Verdächtige
Anfang Februar 2003 erzählte Mary Katherine Smart ihren Eltern schließlich, dass sie glaubte, ein anderer ehemaliger Mitarbeiter des Smart-Haushalts, der sich Emmanuel nannte, könnte Elizabeths Entführer sein. Die Smarts gaben die Information an die Behörden weiter. Am 3. Februar berief die Familie Smart, da sie glaubte, dass die Polizei Mary Katherines Hinweis nicht ernst nahm, eine eigene Pressekonferenz ein, um eine Skizze von Emmanuel zu veröffentlichen. Einige Tage später kontaktierte ein Mann die Polizei, um sie darüber zu informieren, dass Emmanuel sein gestörter Stiefvater Brian David Mitchell sei und dass er ihn tatsächlich für einen Entführer halte.
Die ersten polizeilichen Ermittlungen zu Elizabeths Verschwinden konzentrierten sich größtenteils auf einen anderen Verdächtigen, Richard Ricci, der ebenfalls einmal als Handwerker im Smart-Haushalt gearbeitet hatte. Während der Ermittlungen saß Ricci wegen Verstoßes gegen Bewährungsauflagen im Gefängnis und bestritt, an der Entführung beteiligt gewesen zu sein. Die Spur verlor sich, nachdem Ricci am 30. August im Gefängnis an einer Gehirnblutung starb.
Nach San Diego und zurück
Nach zwei Monaten wurde Smart, die gezwungen war, eine Perücke und einen Schleier zu tragen, nach Salt Lake City gebracht. Von dort ging es mit Mitchell und seiner Frau Wanda Barzee nach San Diego, wo sie auf mehreren Campingplätzen und unter Brücken lebten.
Rettung und Wiedervereinigung
Am 12. März 2003 wird die 15-jährige Elizabeth Smart schließlich in Sandy, Utah, gefunden, neun Monate nachdem sie aus dem Haus ihrer Familie entführt worden war. Elizabeth war von mehreren Menschen erkannt worden, die umgehend die Polizei informierten.
Als Smart, die sich höchstwahrscheinlich auf Mitchells Geheiß Augustine nannte, gefunden wurde, bestritt sie gegenüber der Polizei zunächst, dass sie in Wirklichkeit Elizabeth Smart sei. Die Polizei ließ sich jedoch nicht beirren und brachte sie und ihre Entführer in getrennten Fahrzeugen zur Polizeidienststelle von Salt Lake City, wo sie mit ihrer Familie wiedervereint wurde.
Gerichtsverfahren und Verurteilungen
Mitchell und Barzee wurden offiziell angeklagt. Mitchells Verteidiger gab an, dass sein Mandat glaubte, Smart sei seine Frau. Es wurde vermutet, dass das junge Mädchen während der neunmonatigen Entführung möglicherweise am Stockholm-Syndrom gelitten habe, da sie nicht floh, obwohl sie anscheinend mehrere Gelegenheiten dazu gehabt hatte.
Später fand die Polizei heraus, dass Mitchell mehrere Wochen nach seiner Entführung von Elizabeth auch versucht hatte, Smarts Cousine zu entführen. Mitchell wurde im Juli 2005 und Dezember 2006 für verhandlungsunfähig erklärt; Barzee, die im Dezember 2004 die Scheidung von Mitchell eingereicht hatte, wurde wegen ihrer Rolle bei der Entführung im November 2009 zu 15 Jahren Gefängnis verurteilt. Sie wurde 2018 freigelassen. Am 25. Mai 2011 wurde Mitchell, nachdem er im März 2010 für verhandlungsfähig erklärt und im Dezember desselben Jahres verurteilt worden war, zu einer lebenslangen Haftstrafe in einem Bundesgefängnis verurteilt.
Medienaufmerksamkeit und Auswirkungen
Der Fall Elizabeth Smart erregte weltweit Aufmerksamkeit und führte zu intensiven Medienberichten. Die Berichterstattung über ihre Entführung und Rettung war oft reißerisch, was die öffentliche Wahrnehmung stark beeinflusste. Elizabeth Smart selbst hat sich seit ihrer Rettung als Aktivistin für vermisste Personen und Opfer von sexueller Gewalt engagiert. Ihre Geschichte wurde in zahlreichen Dokumentationen und Filmen dargestellt.
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