Fünf Jahre ist es mittlerweile her, dass das Fabrikgebäude Rana Plaza in Bangladesch mehr als 1100 Menschen unter sich begrub. Die Tragödie ließ einen Aufschrei durch die Textilindustrie gehen, der schwedische Moderiese H&M hat noch bis heute mit den Auswirkungen des Skandals zu kämpfen. Ende März wurde nun auch die Mutter des Inhabers der Fabrik zu einer Haftstrafe verurteilt.
Bangladesch ist ein wichtiges Land für die Modebranche. 3,5 Millionen Einwohner des asiatischen Staates sind in der Textilindustrie tätig – für einen Hungerlohn von etwa 1,83 Euro am Tag. Gespart wird jedoch nicht nur an den Arbeitskräften, wie bei dem tragischen Einsturz des Fabrikgebäudes Rana Plaza im April 2013 deutlich wurde. Das achtstöckige Gebäude lag in Sabhar, rund 25 Kilometer entfernt von den Hauptstadt Dhaka, und beherbergte mehrere Textilfirmen, Geschäfte und eine Bank.
Einsturz des Gebäudes
Am Tag vor dem Unglück hatten Arbeiter auffällige Risse in dem Haus bemerkt, weswegen die Polizei den Zutritt zu dem Gebäude untersagte. Dennoch gingen mehr als 3.000 Menschen am nächsten Morgen zur Arbeit. Die meisten von ihnen: Textilarbeiterinnen, die sich nicht mal einen freien Tag ohne Lohn leisten konnten und zusätzlich von den Fabrikbetreibern unter Druck gesetzt worden waren.
Um 9 Uhr Ortszeit kam es dann zu der Tragödie. Die Fabrik, die dem bangladeschischen Politiker Sohel Rana gehörte, kollabierte und begrub mehr als 3.500 Menschen unter sich. Der Rettungseinsatz dauerte über zwei Wochen an. Im Laufe dessen konnten 2.438 Verletzte gerettet werden. Das Unglück kostete 1.135 Menschen das Leben.
Verurteilung des Besitzers
Im vergangenen Jahr wurde der Besitzer der Fabrik zu drei Jahren Haft verurteilt. Allerdings nicht wegen der fahrlässigen Tötung und Gefährdung von tausenden von Menschen, sondern wegen seiner Schuld in einer Finanzaffäre. Er hatte sein Vermögen nicht der zuständigen Anti-Korruptionsbehörde gemeldet und sich so strafbar gemacht. Vier weitere Verfahren, unter anderem das wegen Mordes, laufen weiterhin. Im Falle einer Verurteilung droht Sohel Rana die Todesstrafe.
Am 29. März dieses Jahres wurde nun auch die Mutter des Inhabers der Fabrik verurteilt. Auch sie hatte sich unlauterer Geschäfte schuldig gemacht. Sie hatte Gelder von bisher unbekannten Quellen entgegen genommen und die Informationen dazu verheimlicht.
Modeunternehmen im Fadenkreuz
Nach dem Einsturz wurde bekannt, welche Firmen dort unter extrem schlechten Bedingungen billig ihre Mode produzieren ließen. Zu den zwölf Marken gehören unter anderem Benetton, KiK und Mango. Auch der schwedische Modekonzern H&M geriet in Kritik, weil er mit 200 Vertragspartnern der größte Abnehmer für in Bangladesch hergestellte Kleidung ist. Auch Jahre später lässt sich dieses schlechte Image nicht ablegen, H&M schrieb jüngst die schlechtesten Quartalsergebnisse seit mehr als zehn Jahren.