Gilles de Rais war Befehlshaber einer Armee, Besitzer großflächiger Ländereien und gefeierter Held des Hundertjährigen Kriegs. Doch hinter der Fassade steckte in ihm ein Sadist und Serienmörder. In seinen Schlössern im Nordwesten Frankreichs folterte, missbrauchte und tötete er etwa 140 Kinder. De Rais, das „Monster von Machecoul“, geht als einer der geführchtetsten Serienmörder aller Zeiten in die Geschichtsbücher ein.
Schauplatz Frankreich
Das Frankreich des 15. Jahrhunderts ist ein düsterer, von Kriegen und Bandenkriminalität gerüttelter Ort. Hinzu kommt die allgegenwärtige Gefahr durch die Pest.
Die Mordserie
In diesen düsteren Zeiten verschwindet im bretonischen Machecoul im Jahr 1432 ein Junge hinter den Mauern der Burg des Kriegshelden Gilles de Rais. Er war für einen Botengang in die wuchtige Festung geschickt, und seitdem nie wieder gesehen worden. Ein ähnliches Schicksal ereilt ein weiteres Kind nur wenige Tage später. Immer mehr Mädchen und Jungen verschwinden. Schnell kursieren Gerüchte unter der Landbevölkerung. Doch alle sehen tatenlos zu.
In etwa acht Jahren verschwinden in der Umgebung der Schlösser von de Rais dutzende Kinder auf mysteriöse Weise. Seine Diener werden unter der Androhung von weitreichenden Konsequenzen zu Komplizen seiner Taten, andere Adlige ahnen etwas, doch sie schweigen. De Rais‘ Untertanen locken beinahe täglich Kinder, hauptsächlich Jungen, in seine Burgen. Dort werden sie in ein Verließ geführt und durch die Hand de Rais' oder durch seine Komplizen auf abscheuliche Art hingerichtet. Obwohl scheinbar alle von der Mordserie und dem Täter wissen, unternimmt niemand etwas.
Finanzielle Schwierigkeiten
Zwar zum „Marschall von Frankreich“ vom König selbst ernannt und Held der Schicksalsschlacht von Orleans, führt de Rais verschwenderischer Lebensstil dazu, dass er immer öfter Besitztümer veräußern muss. Da seine Verwandten sich langsam Sorgen um das Erbe machen, erwirken sie das Urteil, dass niemand mehr von de Rais Ländereien erwerben darf. Sein Bruder René übernimmt deshalb zur Sicherheit eines von de Rais‘ Schlösser und findet darin ausreichend Beweise für die sadistischen Gräueltaten seines Geschwisterteils. Doch Familie geht in diesen Zeiten über Recht. René lässt nachts etwa 40 Skelette von Kindern heimlich aus den Burgmauern entfernen.
Gilles de Rais gerät immer mehr in finanzielle Schwierigkeiten. Um an Geld zu kommen, beauftragt er Hexer und Totenbeschwörer damit, Gold für ihn zu erschaffen oder es aus dem Totenreich zu stehlen. Vor allem der Scharlatan François Prelati erlangt volle Kontrolle über de Rais. Er spielt ihm aufwändig inszenierte Kämpfe gegen Dämonen vor, um de Rais seine Fähigkeit, mit dem Totenreich kommunizieren zu können, glaubwürdig zu verkaufen. So werden de Rais auch die letzten Münzen aus der Tasche gezogen.
Verzweiflungstat
Das Ende von de Rais kommt selbstverschuldet. Im Mai 1440 stürmt er eine Kirche und entführt einen Pfarrer, der jedoch adlig und Schatzmeister von Herzog Johann V. der Bretagne ist. Es ist eine Verzweiflungstat wegen des Verkaufs einer seiner Burgen. Sich in den damaligen Zeiten die Kirche zum Feind zu machen, gleicht einem Todesurteil.
Prozess und Hinrichtung
Im September 1440 wird Gilles de Rais verhaftet und kurze Zeit darauf gleich zwei Richtern vorgeführt: einem kirchlichen und einem weltlichen. Plötzlich brechen Adlige und Mitwisser ihr Schweigen, schaurige und satanische Beobachtungen werden geschildert. Der Angeklagte selbst bekennt sich erst schuldig als ihm die Ex-Kommunikation angedroht wird. Am 25. Oktober 1440 wird Gilles de Rais von dem weltlichen Richter für schuldig befunden und zum Tode durch den Galgen verurteilt.
In dem Glauben, er habe durch sein Geständnis ausreichend Sühne getan, stirbt de Rais mit der Überzeugung, ins Paradies zu kommen. Am 26. Oktober 1440 stirbt der über 100-fache Kindsmörder de Rais am Galgen.
Da es sich bei dem Fall gegen de Rais um einen der meistdiskutiertesten Gerichtsverfahren in der Geschichte Frankreichs handelt, ist das Prozessprotokoll noch heute in der Nationalbibliothek in Paris zu finden.