Die Kirche Followers of Christ hat nur sehr wenige Mitglieder, dennoch hat sie in den vergangenen Jahren immer wieder für Schlagzeilen gesorgt: Die Anhänger lehnen jede Form von medizinischer Versorgung grundsätzlich ab - auch, wenn sie lebenswichtig ist oder Kinder betroffen sind.
Faith Healing
Die Kirche Followers of Christ ist eine kleine christliche Gruppierung, die vornehmlich in den US-Bundesstaaten Oklahoma, Oregon und Idaho lebt. Im Jahr 2008 wurde ihre Mitgliederzahl auf weniger als 2.000 geschätzt. Und doch hat die Glaubensbewegung große Aufmerksamkeit auf sich gezogen. Zu ihren Glaubensgrundsätzen gehört nämlich auch die Ablehnung von jeglicher Form von Medizin. Sie glauben, dass diese vom Teufel gesandt wurde und, dass Verletzungen durch den Glauben geheilt werden können.
Egal ob es sich um einen gebrochenen Fuß oder eine Infektion handelt, das einzig erlaubte Mittel ist das Salben der Wunde mit Öl. Dazu werden oftmals die Ältesten einberufen, die, dem Glauben der Anhänger nach, von Gott in diese Position berufen wurden. Anschließend wird mit der engsten Familie über dem Verletzten gebetet.
Vernachlässigung von Kindern
In einigen Gegenden, in denen viele Follower of Christ leben, ist die Sterblichkeitsrate bei Kindern auf einem erschreckenden Hoch von 31%. Das ist zehnmal höher als die durchschnittliche Zahl des ganzen Bundesstaates. Kinder von Gläubigen sterben teilweise an Erkrankungen wie einer Lungenentzündung oder Frühformen von Diabetes, die sich einfach im Krankenhaus behandeln lassen. Doch die Eltern lehnen dies ab und legen das Schicksal ihrer Kinder ihren Angaben nach in Gottes Hände.
Ein besonders dramatischer Fall dreht sich um Arrian Jade Granden, ein Mädchen im Teenageralter, das an einer Lebensmittelvergiftung erkrankte. Drei bis vier Tage lang musste sich Arrian ständig übergeben, bis schließlich ihre Speiseröhre durch die Magensäure durchbrochen wurde. Das Mädchen erlitt einen Herzstillstand und starb. Der verdorbene Magen hätte leicht behandelt werden können.
Schutz durch Verfassung
In Idaho ist die religiöse Gruppierung durch die Verfassung des Staates geschützt. Somit wird nicht von Kindesmissbrauch oder Vernachlässigung gesprochen, wenn dies mit religiösen Überzeugungen zusammenhängt. Auch die Bestrebungen, dieses Gesetz anzupassen und die Eltern für die leicht abzuwendenden Tode von Kindern verantwortlich zu machen, wurden vom Senat abgelehnt.
Die Mitglieder sagen selbst, für sie sei das Kümmern um das spirituelle Wohlergehen eines Kindes mindestens genauso wichtig, wie das physische Wohlergehen. Sie glauben nicht, etwas falsch zu machen, sondern nur im Bestreben Gottes zu handeln.
Dokumentation über den Fall
Das komplexe Thema um den Glauben der Followers of Christ und die Mühen der Gemeinde um sie herum, den Leiden und dem frühzeitigen Tod von Kindern ein Ende zu setzen, wird eindrucksvoll in der Dokumentation No greater law gezeigt. Zwei Jahre begleiteten die Filmemacher sowohl eine Familie an Gläubigen, die selbst mehrere Kinder verloren hat, als auch den Sheriff und ehemalige Mitglieder der Kirche, die sich für eine Gesetzesänderung einsetzen.