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Iwao Hakamada gilt laut „Guinness World Records“ als jener Mensch, der am längsten in einer Todeszelle saß. 45 Jahre lang musste er beinahe durchgehend in Isolationshaft verbringen. 2014 wurde das Urteil gegen ihn aufgehoben.

 

Vom Profiboxer zum Serienmörder?

Im Jahr 1966 wird der japanische Profiboxer Iwao Hakamada vor dem in Flammen stehenden Haus seines Chefs festgenommen. Hakamada soll den Mann ausgeraubt, ihn und dessen Familie ermordet, und das Gebäude in Brand gesetzt haben.

Hakamada bestreitet die Tat, doch nach 264 Stunden Verhör gesteht er bereitwillig. Als er vor Gericht kommt, widerruft er seine Aussage jedoch und gibt an, die Ermittler wären brutal gegen ihn vorgegangen, hätten ihn geschlagen und bedroht.

Im Laufe des Prozesses wird als Beweisstück ein Kleidungsstück mit Blutflecken darauf vorgelegt, das Hakamada gehören soll – ganz plötzlich, ein Jahr nach der Tat. Am Ende reicht das dem Richter aus, um Hakamada wegen vierfachen Mordes zum Tode durch den Galgen zu verurteilen. Dass das Kleidungsstück dem Verurteilten allerdings eigentlich zu klein wäre, spielt keine größere Rolle.

 

Warten auf das Ende

Die nächsten 45 Jahre sitzt Hakamada in der Todeszelle in einem Hochsicherheitsgefängnis in Tokio – die meiste Zeit davon in Einzelhaft. Da Todeskandidaten in Japan nicht mitgeteilt wird wann ihre Hinrichtung stattfinden soll, muss Hakamada jeden Tag mit dem Gedanken aufwachen, dass dieser Tag der letzte seines Lebens sein könnte.

Die Kritik am umstrittenen Urteil ebbt nicht ab. Die Frage nach Hakamadas Motiv für den vierfachen Mord ist eine von vielen Fragen, die unbeantwortet bleibt. Trotzdem bestätigt der Oberste Gerichtshof im Jahr 1980 erneut das Strafmaß.

 

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Neue Hoffnung

2014 setzt das Bezirksgericht von Shizuoka überraschenderweise einen neuen Prozess im Fall von Hakamada an. Eine DNA-Analyse zeigt, dass die DNA-Spuren auf dem Kleidungsstück, das als der ausschlaggebende Beweis für das ursprüngliche Urteil galt, nicht mit jenen der Opfer übereinstimmen. Das Urteil gegen Hakamada wird ausgesetzt.

Nach 48 Jahren im Gefängnis – davon 45 Jahren in der Todeszelle – kommt Iowa Hakamada als psychisch gebrochener Mann wieder frei. Er gilt als der Mensch, der bisher am längsten in einer Todeszelle saß.

Erst im März 2023 wurde eine Neuverhandlung des Falls angekündigt. Hakamada hofft auf den lang ersehnten Freispruch.

 

Rechtsprechung in Japan

Amnesty International sieht den Fall von Hakamada als weiteren Beweis dafür an, dass die Rechtsprechung in Japan als fragwürdig anzusehen ist. Meist wird als Grundlage für Urteilssprüche ein Geständnis des Angeklagten vorgelegt, das in vielen Fällen erzwungen scheint. Denn das System sieht vor, dass ein Verdächtiger bis zu 23 Tage ohne Kontakt zu einem Rechtsbeistand befragt werden darf, nur in Ausnahmefällen müssen die Verhöre in dieser Zeit aufgezeichnet werden.

So kommt es dazu, dass ein Angeklagter in Japan mit einer Wahrscheinlichkeit von über 99 % des Verbrechens schuldig gesprochen wird.

Zurzeit gehen ehemalige Strafgefangene auch gegen die Regelung vor, die es Todeskandidaten unmöglich macht, den Zeitpunkt ihrer Hinrichtung zu erfahren.

 

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