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Junge Jahre

John Reginald Halliday Christie wurde 1898 in Yorkshire geboren. Der Haushalt wurde durch seine überfürsorgliche Mutter und seine Schwestern dominiert, mit dem Ergebnis, dass er zu einem sexuell dysfunktionalen, kontrollbesessenen Hypochonder heranwuchs. Er verließ die Schule im Alter von 15 Jahren und diente während des Ersten Weltkriegs als Signalmann. Er war in einen Senfgas-Angriff verwickelt, von dem er behauptet, er habe ihn vorübergehend eine Stummheit verursacht, die über drei Jahre anhielt. Seine früheren sexuellen Funktionsstörungen und Kontrollprobleme verhinderten normale sexuelle Beziehungen – er begann ab dem Alter von neunzehn Jahren, Prostituierte zu besuchen. Auch seine Hochzeit mit Ethel Simpson Waddington im Jahr 1920 änderten nichts daran.

Christie, der Postbote geworden war, wanderte wegen Diebstahls von Postanweisungen für drei Monate ins Gefängnis, zwei Jahre später wurde er wegen gewalttätigen Verhaltens auf Bewährung gestellt. Um diese Zeit verließ er auch Ethel und zog nach London. Dort folgten weitere Probleme mit der Polizei, unter anderem wegen tätlicher Übergriffe an Frauen.

 

Die Mordserie beginnt

Christies erstes bekanntes Opfer war die Österreicherin Ruth Fürst, die er während des Geschlechtsverkehrs erwürgte. Ihren Körper vergrub er im Gemeinschaftsgarten am Rillington Place, an dem er wohnte. Erregt von dem ultimativen Nervenkitzel, den der Tod seines Opfers ausgelöst hatte, plante er mit großer Sorgfalt den Angriff auf seine 32-jährige Nachbarin Muriel Eady. Am 8. November 1944 lud er sie zu sich ein und behauptete, mit einem speziellen Inhalator, der tatsächlich Kohlenmonoxid enthielt, ihr wiederkehrendes Brustleiden heilen zu können. Als sie bewusstlos wurde, erwürgte er sie, während er sie vergewaltigte. Auch sie entsorgte er im Garten hinter dem Haus.

1948 zogen Timothy Evans und seine Frau Beryl in den Rillington Place, kurz darauf gebar Beryl ein kleines Mädchen, Geraldine. Evans hatte einen IQ von nur 70 und war leicht beeinflussbar. Als Beryl ein Jahr später erneut schwanger war, befürchtete sie, dass ihr Mann Timothy nicht in der Lage sein würde, ein weiteres Kind zu ernähren. Christie erzählte ihr, bei ihr eine Abtreibung, die zu der Zeit in Großbritannien illegal war, durchführen zu können. Außer Gefecht gesetzt, erdrosselte er sie. Er überzeugte Evans, dass ihr Tod auf eine septische Vergiftung zurückzuführen war, ausgelöst durch die verschiedenen anderen Abtreibungsmittel, die sie bis zu diesem Zeitpunkt ausprobiert hatte. Timothy ging deshalb nicht zur Polizei. Stattdessen fuhr er zu seiner Tante nach Wales. Chrstie behauptete, um Baby Geraldine könnte sich während seiner Abwesenheit ein befreundetes Paar kümmern. Sie wurde nie wieder lebend gesehen.

Evans Mutter, verwirrt über das mysteriöse Verschwinden von Beryl und dem Baby, konfrontierte Timothy daraufhin. Unfähig, die Scharade länger aufrechtzuerhalten, ging Evans zur Polizei in Merthyr Tydfil. Um Christie zu beschützen, gestand er, Beryl versehentlich selbst getötet zu haben, indem er ihr Abtreibungspillen gab, an denen sie gestorben war. Ihren Körper hätte er in einem Abwasserkanal entsorgt.

 

Die Verurteilung von Timothy Evans

Die Polizei in Notting Hill untersuchte den Fall genauestens, konnte aber keinen Leichnam oder Beweise für Evans Geständnis finden. Er wurde ein weiteres Mal zum Verhör gebeten. Zu diesem Zeitpunkt änderte er seine Geschichte und verwickelte Christie in Beryls Tod. Eine gründliche Durchsuchung des Rillington Place am 2. Dezember 1949 enthüllte die Leichen von Beryl und Baby Geraldine, die im Waschhaus im Hintergarten versteckt waren. Geraldine hatte immer noch eine Männerkrawatte um den Hals, mit der sie erwürgt worden war.

Christie wurde ebenfalls befragt, schaffte es aber, die Polizei davon zu überzeugen, dass er nicht beteiligt war. Tatsächlich wurde Christie ein wichtiger Zeuge für die Anklage. Sein positiver Eindruck auf die Jury führte maßgeblich zu Evans Verurteilung, der als Folge am 9. März 1950 gehängt wurde.

 


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Die Mordserie geht weiter

Nach dem Prozess wurde Christies Hypochondrie immer schlimmer. Er wurde depressiv und verlor seinen Job bei der Post.

Um den 12. Dezember 1952 herum verschwand Ethel Christie auf mysteriöse Weise. John Christie erzählte den Nachbarn, dass sie nach Sheffield zurückgekehrt war, während er Verwandten sagte, dass sie zu krank geworden sei, um mit ihnen zu kommunizieren. Tatsächlich hatte er Ethel erwürgt und ihren Körper unter den Dielen des Wohnzimmers versteckt. Als Nachbarn die zunehmend schlechten Gerüche bemerkten, die aus dem Christie-Haus kamen, verwendete John Christie daraufhin starke Desinfektionsmittel.

Christies nächstes Opfer war die 25-jährige Rita Nelson, eine schwangere Prostituierte, die von ihm überzeugt wurde, er könne ihr bei einer Abtreibung helfen. Sie ereilte das gleiche Schicksal wie Beryl Evans. Christie verstaute ihre Leiche in einer Nische hinter einem Schrank in der Küche. Die 26-jährige Kathleen Maloney, eine weitere Prostituierte, vergewaltigte und erdrosselte er. Auch sie landete in der Nische. Christies letztes Opfer, die 26-jährige Hectorina McLennan, wurde auf ähnliche Weise ermordet und dann ebenfalls in der Nische versteckt.

Christie tapezierte dann den Schrank, der die Nische verbarg, konnte aber sehr wenig gegen den zunehmend schlechten Geruch tun, der von den drei verwesenden Körpern ausging. Er zog schließlich am 20. März 1953 aus Rillington Place aus.

 

Die Fahndung

Da die Wohnung jetzt leer stand, wurde einem anderen Mieter des Rillington Place vom Vermieter erlaubt, die ehemalige Küche von Christie zu benutzen. Als dieser den Raum renovierte, entdeckte er den versteckten Schrank mit den Leichen und benachrichtigte sofort die Polizei. Angesichts der dort begangenen früheren Morde wurde eine gründliche Suche eingeleitet, die auch Ethels Leiche unter den Dielen des Wohnzimmers und zwei weitere Leichen im Garten ans Tageslicht brachte. Der Mörder stand für die Ermittler fest: John Christie.

Die Jagd nach Christie begann. Zehn Tage später, am 31. März 1953, wurde er festgenommen, weil ihm das Geld ausgegangen war. Zu vier der Morde machte er bereitwillig Aussagen, hatte aber für alle Erklärungen. Seine Geständnisse waren voller Lügen und Ausflüchte. Als er mit den Beweisen der Leichten im Garten konfrontiert wurde, gab er auch diese Morde zu und gestand plötzlich auch den Mord an Beryl Evans.

 

Der Prozess

Der Prozess dauerte nur vier Tage. Die Geschworenen verkündeten den Schuldspruch, nachdem sie nur eine Stunde und zwanzig Minuten beraten hatten. Christie wurde zum Tode verurteilt und am 15. Juli 1953 im Pentonville-Gefängnis in London gehängt.

 

Die Folgen

1965 ergab eine Untersuchung, dass Timothy Evans seine Frau Beryl, aber nicht seine Tochter erwürgt hatte. Ihm wurde 1966 eine posthume Begnadigung gewährt, Jahre nachdem er wegen Mordes an beiden vor Gericht gestellt und gehängt worden war.

Christie hat nie gestanden, Baby Geraldine getötet zu haben, obwohl er in den Wochen vor seiner Hinrichtung alle anderen Morde im Gefängnis zugegeben hatte – auch jenen an Beryl Evans.

 

Serienmörder

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