Nur wenige Jahre nachdem Jack the Ripper London in Angst und Schrecken versetzt hatte, treibt ein Serienmörder im Süden Frankreichs sein Unwesen. Wenngleich der sogenannte französische Ripper weniger Bekanntheit erlangt, sind seine begangenen Morde nicht minder schreckenerregend.
Junge Jahre
Der Mann, der für die Morde verantwortlich ist, heißt Joseph Vacher, geboren 1869 in Beaufort bei Beaurepaire. Er wuchs als jüngstes von insgesamt 15 Kindern in sehr ärmlichen Verhältnissen auf. Seine Eltern schickten ihn in eine streng katholische Schule, in der Vacher beigebracht wurde, Gott gleichermaßen zu ehren und zu fürchten. Aus dem Wunsch heraus, der Armut zu entfliehen, geht er zur Armee. Doch Vacher findet dort nicht die Anerkennung, die er erhofft hatte. Seine ständigen Selbstzweifel führen zu seinem ersten gescheiterten Selbstmordversuch.
Vacher wird daraufhin aus dem Dienst entlassen. Er verliebt sich in das Dienstmädchen Louise, die allerdings kein Interesse an ihm hat. Als sie seinen Heiratsantrag ablehnt, richtet Vacher eine Waffe auf sie und gibt vier Schüsse ab. Zwei weitere Male schießt er sich selbst ins Gesicht. Wie durch ein Wunder überleben beide. Doch Vachers rechte Gesichtshälfte ist daraufhin gelähmt, eine der beiden Kugeln bleibt bis zu seinem Ableben in seinem Ohr zurück. Welche Schädigung Vachers Gehirn davontrug, bleibt ungeklärt. Später gibt er aber an, dass ihn die Leute aufgrund seines enstellten Gesichts entsetzt anstarrten, was seinen Hass auf die Gesellschaft noch mehr schürte.
Mordserie
Vacher wird nach der Tat in eine Irrenanstalt eingewiesen, wo ihm nach einem Jahr eine vollkommene Genesung bescheinigt wird. In den nächsten drei Jahren zieht er als Landstreicher und Bettler durch den Süden Frankreichs und begeht mindestens elf Morde.
Vacher nutzt die Abgeschiedenheit der ländlichen Gegenden, um meist auf Tierhüter, die allein unterwegs sind, loszugehen. Er ermordet, verstümmelt und vergewaltigt so seine Opfer in den Wäldern, ohne dabei Aufmerksamkeit zu erregen. Als er am 4. August 1897 eine Frau angreift, weiß diese sich zu wehren und schreit lautstark um Hilfe. Ihr Ehemann und Sohn eilen herbei und überwältigen Vacher. Er wird zu drei Monaten Gefängnis verurteilt. Mit den Morden in der Umgebung wird er zunächst nicht in Verbindung gebracht, obwohl sein Erscheinungsbild zu der Personenbeschreibung eines Landstreichers passt, der in der Nähe eines Tatorts gesehen wurde.
Verurteilung
Vacher schreibt freiwillig ein Geständnis, er habe eine Frau, fünf Mädchen und fünf Jungen ermordet. Um der Todesstrafe zu entgehen, versucht Vacher alles, um als nicht zurechnungsfähig zu gelten. Er behauptet, ein tollwütiger Hund habe ihn gebissen und ihm dabei die Krankheit und den Irrsinn übertragen. Später will er von Gott gesandt worden sein, um die Verbrechen in dessen Name zu begehen. Das psychiatrische Gutachten erklärt Vacher jedoch trotz allem für zurechnungs- und schuldfähig. Vacher wird am 31. Dezember 1898 in Bourg-en-Bresse per Guillotine hingerichtet.