Zurück
Jung, gutaussehend – und diabolisch: Karla Homolka und ihr Partner Paul Kenneth Bernardo, die „Barbie-und-Ken-Killer“ genannt, vergewaltigen und töten mindestens drei Mädchen – darunter eine von Homolkas jüngeren Schwestern. Während Bernardo für die Taten eine lebenslange Haftstrafe absitzt, wird Homolka 2005 wieder entlassen…

 

Karla Homolka wird im Jahr 1970 in St. Catharine, Kanada, geboren. Als älteste von insgesamt drei Schwestern wächst sie in einem sicheren und behüteten Umfeld auf. Nach ihrer Schulausbildung wird sie zur Assistentin in einer Tierarztpraxis.

1987, im Alter von 17 Jahren, lernt Homolka den damals 23-jährigen Paul Kenneth Bernardo bei einer Tagung in Scarborough kennen.

Bereits zu der Zeit soll Bernardo als „Scarborough Rapist“ sein Unwesen getrieben und etliche junge Frauen vergewaltigt haben. Als anhand der Beschreibungen einer Betroffenen ein Phantombild des Täters erstellt werden kann, gerät auch Bernardo ins Visier der Polizei. 1990 wird er verhört und eine DNA-Probe soll sicherstellen, ob er der gesuchte Straftäter ist. Das Verfahren, das zu der Zeit noch neu ist, wird bis zu einem Ergebnis einige Zeit beanspruchen…

Homolka und Bernardo verlieben sich und bereits im Dezember desselben Jahres hält Bernardo um Homolkas Hand an. Das Glück des jungen Paares scheint perfekt – auch Homolkas Eltern mögen den Verlobten ihrer Tochter so sehr, dass er schon nach kurzer Zeit bei der Familie wohnt. Dass dieser in Wirklichkeit seinen Job als Buchhalter verloren hat und sich mit Zigarettenschmuggel über die kanadisch-amerikanische Grenze über Wasser hält, weiß zu der Zeit niemand.

 

Tödliche Obsession

Im Haus der Homolkas kommt es immer wieder zu abstrusen Szenen, ohne dass es den Eltern von Karla auffällt. Denn mit der Zeit entwickelt Bernardo eine Besessenheit gegenüber Karlas jüngerer Schwester Tammy. Karla Homolka, der es durchaus bewusst ist, dass ihr Verlobter ständig mit Tammy flirtet, reagiert darauf eher ungewöhnlich. Anstatt das Verhalten von Bernardo an den Pranger zu stellen, hilft sie ihm bei seinen fragwürdigen Aktionen. Damit er Tammy ungestört durch ihr Schlafzimmerfenster beobachten kann, sorgt Karla dafür, dass der Sichtschutz an dem Fenster ihrer Schwester kaputt geht. Auch als Bernardo eines Tages mit Tammy über die Grenze fährt, um Bier zu kaufen, schreckt er nicht davor zurück, Karla darüber zu informieren, dass die beiden bei dem Anlass miteinander „rumgemacht“ hätten.

Immer wieder macht Bernardo vor Karla Homolka zum Thema, dass sie bei ihrem ersten Treffen keine Jungfrau mehr gewesen sei, was für Unmut zwischen den beiden sorgt. Daraufhin entschließt sich Homolka, die Jungfräulichkeit von Tammy ihrem Verlobten zu Weihnachten „zu schenken“.

Bereits im Sommer desselben Jahres wollte Karla Homolka ihrem Verlobten dieses Geschenk machen, doch als sie Tammy Valium in die Spaghetti Soße gibt, wird sie zwar bewusstlos, doch erwacht nach nur kurzer Zeit wieder.

 

 

Homolka entwendet daraufhin Beruhigungsmittel aus der Tierarztpraxis, in der sie zu der Zeit arbeitet, das sie Tammy bei einer Party in die Getränke mixt. Als diese bewusstlos wird, vergeht sich Bernardo an ihr – in der Etage darüber schlafen währenddessen Homolkas Eltern, ohne etwas davon zu ahnen. Kurz darauf vergewaltigt auch Homolka ihre Schwester. Beide filmen sich gegenseitig dabei. Als Tammy sich übergeben will, gerät sie in Atemnot. Die ersten Wiederbelebungsversuche scheitern und so beschließen die beiden, zuerst ihre Spuren zu verwischen, ehe sie den Notruf alarmieren. Im Krankenhaus kann nur noch Tammys Tod festgestellt werden, ohne dass sie davor nochmal zu Bewusstsein kommt. Ihr Tod wird auf den Alkoholkonsum zurückgeführt. Dass sich Homolka und Bernardo in der Nacht seltsam verhalten hatten, da sie zum Beispiel nachts die Waschmaschine einschalteten, findet keine weitere Beachtung.

Später soll Karla Homolka immer wieder Kleidung ihrer Schwester getragen, und so getan haben, als wäre sie Tammy. Auch das zeichneten die beiden auf Video auf.

 

Weitere Morde

Damit Homolkas Eltern in Ruhe trauern können, zieht das Paar in ein eigenes Haus. Am 15. Juni 1991 trifft Bernardo auf die 14-jährige Leslie Mahaffy, die die Ausgangssperre ihrer Eltern gebrochen hat und nicht weiß, wie sie in ihr Zimmer kommen soll. Bernardo, der ihr Hilfe anbietet, legt ihr hinterrücks eine Augenbinde an und verschleppt sie in ihr Haus. Homolka soll er gesagt haben, er hätte eine neue „Spielgefährtin“ für sie. Das Paar foltert und vergewaltigt Mahaffy in den nächsten Tagen regelmäßig – wieder wird alles auf Video aufgezeichnet. Als Mahaffy die Augenbinde runterrutscht, bekommen es die beiden mit der Angst zu tun, sie könnte sie identifizieren. Einer der beiden – jeder gibt vor Gericht dem anderen die Schuld – erwürgt Mahaffy. Während die Leiche an dem Abend des Mordes noch im Keller liegt, kommt Homolkas Familie zu einem gemeinsamen Abendessen vorbei.

Das mörderische Duo beschließt, die Leiche mit einer Motorsäge zu zerstückeln, diese in Zement einzulassen und in einem nahegelegenen Stausee zu versenken.

Als Bernardo und Homolka am 29. Juni 1991 heiraten, wird in etwa zur gleichen Zeit Mahaffys Leichnam geborgen.

Das nächste Opfer der beiden ist die 15-jährige Kristen French, die auf dem Heimweg von der Schule ist, als sie von Bernardo und Homolka unter der Vorspiegelung falscher Tatsachen ins Auto gezerrt wird. Sie ereilt dasselbe Schicksal wie bereits Mahaffy vor ihr, ihren entblößten Leichnam entsorgen sie jedoch in einem Straßengraben.

Als Bernardo Homolka in einem Streit im Januar 1993 krankenhausreif schlägt, verlässt sie ihren Ehemann. Kurze Zeit darauf liegt das Ergebnis der DNA-Probe von Scarborough vor: Mit hoher Wahrscheinlichkeit ist Bernardo der „Scarborough Rapist“. Er wird vernommen. Bei einer anschließenden Hausdurchsuchung stellen die Ermittler manche der Videos sicher, die ihn auch mit den beiden ermordeten Teenagerinnen in Verbindung bringen.

 

Pakt mit dem Teufel

Homolka nutzt die Gunst der Stunde und geht – noch lädiert von dem Gewaltausbruch ihres Mannes – zur Polizei, um Bernardo des dreifachen Mordes zu beschuldigen. Sie wäre nur einer seiner „Sexsklavinnen“ gewesen, die er unterdrückt und zur Mittäterschaft gezwungen hätte. Ihre Aussage scheint plausibel. Außerdem ist die Staatsanwaltschaft auf ihre Aussage als Kronzeugin angewiesen, um gegen Bernardo vorgehen zu können – immerhin fehlt, abgesehen von den Videos, jeder weitere Beweis. Homolka handelt einen Deal mit der Staatsanwaltschaft aus: Sie bekennt sich des zweifachen Totschlags schuldig und sagt gegen Bernardo aus, um im Gegenzug einer Mordanklage zu entgehen. Am Ende wird sie im Juli 1993 zu zwölf Jahren Haft verurteilt.

Als im Herbst 1994 dem Gericht alle Videos vorliegen, wird klar, dass Homolka alles andere als lediglich eine Mittäterin gewesen ist. Viel mehr präsentiert sie sich in den Aufzeichnungen als treibende Kraft, angespornt durch ihre sadistischen sexuellen Vorlieben. Doch das kanadische Recht macht einen weiteren Prozess gegen Homolka unmöglich – die Presse titelt, die Staatsanwaltschaft wäre in ihrem Fall einen „Pakt mit dem Teufel“ eingegangen.

Der Sommer 1995 in Toronto steht im Zeichen des Prozesses gegen Bernardo. Die Geschworenen hören sich stundenlang Homolkas Aussagen an, unterfüttert mit all den Videos – wohl wissend, dass sich hier eine Mittäterin gekonnt aus der Affäre ziehen konnte.

Die Medien stürzen sich auf Homolka und ihre Zeit im Gefängnis. Immer wieder schafft sie es in die Schlagzeilen wegen vermeintlicher Liebesbeziehungen zu anderen Insassinnen; oder aber als Mörderin, die die Zeit hinter Gittern genießt, indem sie ungestört ein Sonnenbad nimmt.

Bernardo wird zu lebenslanger Haft verurteilt. Da ihn das Gericht als gemeingefährlich einstuft, ist es unwahrscheinlich, dass er, wie in Kanada eigentlich üblich, nach 25 Jahren entlassen wird.

Homolka sitzt die vollen zwölf Jahre ihrer Haftstrafe ab und kommt, an unzählige Auflagen gebunden, 2005 wieder auf freien Fuß. Die Medien stürzen sich erneut auf Homolka, die verzweifelt versucht, durch eine Namensänderung und ein neues Aussehen der Presse zu entkommen. Sie heiratet, bekommt einen Sohn und zieht mit dem Kindsvater in die Karibik. 2018 sorgt sie erneut für Aufruhr, als sie dabei erkannt wird, in der Schule ihres Sohnes in Kanada Freiwilligendienst zu leisten. Laut aktuellem Stand soll sie wieder allein in Ontario leben. Bernardo sitzt weiterhin im Gefängnis.

 

Serienmörder

Zu allen Artikeln