Marybeth Tinning ist eine US-amerikanische Serienmörderin, die zumindest eines ihrer insgesamt neun Kinder getötet haben soll.
Marybeth Tinning brachte innerhalb von 14 Jahren acht Kinder zur Welt, ein weiteres adoptierte sie. Alle verstarben in ihrer Obhut. Die Ärzte gingen fälschlicherweise davon aus, dass es sich bei den Todesfällem um natürliche Ursachen wie Plötzlicher Kindstod handeln müsste. Erst der Tod der viermonatigen Tami Lynne warf Fragen auf.
Junge Jahre
Marybeth Tinning, geborene Roe, wurde am 11. September 1942 in Duanesburg, New York, geboren. Ihre Eltern waren beruflich oft im Ausland, so dass Tinning oft bei ihren Verwandten unterkommen musste. Einer dieser Verwandten gab ihr als Kleinkind zu verstehen, dass sie nicht gewollt gewesen wäre.
Nach der Highschool hatte sie wechselnde Jobs, die schlecht bezahlt waren. Am Ende arbeitete sie als Krankenpflegeassistentin.
Im Jahr 1963 lernte Tinning Joseph kennen, den sie zwei Jahre später heiratete. Anfang der 1970er-Jahre geriet die Ehe ins Wanken. 1974 wurde Joseph ins Krankenhaus eingeliefert, nachdem Tinning ihm eine fast tödliche Überdosis eines Epilepsie-Medikaments, das sie von einer Freundin gestohlen hatte, unbemerkt in sein Getränk gemischt hatte. Aufgrund der Eheprobleme im Vorfeld, erstattete Joseph keine Anzeige und blieb bei seiner Frau.
Ominöse Todesfälle
1967 brachte Tinning ihr erstes Kind Barbara zur Welt, 1971 ihren Sohn Jooseph Jr. Ihr drittes Kind Jennifer wurde ebenfalls in diesem Jahr mit schweren Behinderungen geboren. Nach nur einer Woche verstarb das Neugeborene. Die Ärzte hatten keinen Grund anzunehmen, dass es sich um einen Mordfall handeln könnte.
Nur zwei Wochen später brachte Tinning den dreijährigen Joseph ins Krankenhaus, nachdem er angeblich einen Krampfanfall erlitten hatte. Die Ärzte konnten keine gesundheitlichen Probleme feststellen und entließen ihn wieder. Stunden später stand Tinning erneut in der Notaufnahme – diesmal mit dem bereits verstorbenen Joseph Jr, der an einem plötzlichen Herzstillstand verstorben war.
Wenige Wochen danach wurde auch Tinnings ältestes Kind Barbara ins Krankenhaus eingeliefert. Sie erlitt Schüttelkrämpfe und verfiel darauf in einen komatösen Zustand. Am nächsten Tag verstarb sie. Die Ärzte gingen davon aus, dass sie an den Folgen des Reye-Syndroms, einer seltenen Krankheit von Kindern, die Hirn und Leber angreift, verstarb.
1973 kam Timothy zur Welt. Nur wenige Tage später fand ihn seine Mutter Tinning tot in der Krippe vor. Die Ärzte gingen von einem Fall von Plötzlichem Kindstod aus. 1975 wurde Nathan geboren, der Monate später in der Obhut seiner Mutter starb.
Im August 1978 adoptierten die Tinnings Michael, im Oktober desselben Jahres kam ihr sechstes Kind Mary Frances zur Welt. Drei Monate später wurde Mary Frances mit schweren Krämpfen ins Krankenhaus eingeliefert und musste wiederbelebt werden. Kurze Zeit später erlitt sie einen Herz-Kreislauf-Stillstand. Die erneute Wiederbelebung führte zu einem irreversiblen Hirnschaden. Zwei Tage später war Mary Frances tot.
Im März 1980 kam Tinnings achtes Kind Jonathan zur Welt, verstarb allerdings vier Wochen darauf, nachdem er künstlich beatmet werden musste.
Michael, Tinnings Adoptivkind, soll im Februar 1981 eine Treppe heruntergestürzt sein und erlitt als Folge daraus ein Schädelhirntrauma, an dem er wenige Tage darauf verstarb.
Im August 1985 wurde Tami Lynne geboren, die bereits im Dezember verstarb. Die Ärzte gingen davon aus, dass es sich wieder um einen Fall von Plötzlichem Kindstod handeln würde. Doch eine Autopsie ergab, dass Tami an Erstickung starb. Die Polizei und das Sozialamt schalteten sich ein und nahmen Ermittlungen gegen die Familie Tinning auf.
Ermittlungen und Prozess
Bei sechs Kindern der Tinnings wurden nachträglich Autopsien durchgeführt, doch es konnten keine Anzeichen von Missbrauch nachgewiesen werden.
Die Tinnings wurden nach dem Tod von Tami Lynne getrennt voneinander befragt. Im Zuge des Verhörs unterschrieb Marybeth ein Geständnis, dass sie für den Tod an Tami Lynne, Timothy und Michael verantwortlich sei. Sie wurde daraufhin wegen des Mordes an Tami Lynne angeklagt.
Im Sommer 1987 wurde Marybeth Tinning zu einer Haftstrafe von 20 Jahren bis lebenslänglich wegen des Mordes mit bedingter Absicht an Tami Lynne verurteilt. Für weitere Anklagen fehlten die Beweise.
Marybeth Tinning wurde im August 2018 aus der Haft entlassen, nachdem sie 31 Jahre im Gefängnis verbracht hatte. Sie steht unter Beobachtung, hat einen Vormund und eine Ausgangssperre. Ob Marybeth an dem Münchhausen-Syndrom leidet, wird bis heute bezweifelt.
Auch die verantwortlichen Ärzte räumten ein, dass sie an den Morden an den Kindern ebenfalls Schuld tragen, da sie die vielen Todesfälle in der Familie als tragischen Zufall hinnahmen.