Am 20. August 1989 erschütterte ein grausamer Doppelmord die wohlhabende Gemeinde von Beverly Hills. Die Opfer: José und Kitty Menendez, ein prominentes Ehepaar. Die Täter: ihre eigenen Söhne, Lyle und Erik Menendez. Was zunächst wie ein kaltblütiger Mord aus Habgier erschien, entpuppte sich als eine Geschichte voller dunkler Geheimnisse, Missbrauch und familiärer Tragödien. Dieser Fall schockierte die Nation und wurde zu einem der bekanntesten Kriminalfälle in der Geschichte der USA.
Die Menendez-Brüder
Lyle, geboren am 10. Januar 1968, interessierte sich kaum für sein Studium an der Princeton University. Seine „Ich mache, was ich will“-Einstellung brachte ihm auch eine Disziplinarstrafe ein.
Erik, geboren am 27. November 1970, war ein mittelmäßiger Schüler, aber ein überaus talentierter Tennisspieler. Nach seinem High-School-Abschluss ging er auf die UCLA. Zu dieser Zeit begannen die Brüder, die Eltern ihrer Freunde auszurauben. Sie brachen in die Häuser ein, um Geld und Schmuck zu stehlen. Später wurde geschätzt, dass sie mehr als 100.000 Dollar erbeutet hatten.
Ihre Eltern, José und Kitty, waren über das Verhalten ihrer Söhne verärgert und drohten, die Jungen aus ihrem Testament zu streichen.
Der Tatabend
Am 20. August 1989 wurden José und Kitty Menendez von ihren eigenen Söhnen mit einer Schrotflinte erschossen, während sie im Wohnzimmer fernsahen. Die Brüder Lyle und Erik fuhren nach dem Mord zum Mulholland Drive, um die Waffe und Patronenhülsen zu entsorgen, bevor sie in ein Kino gingen, um sich ein Alibi zu verschaffen.
Als die beiden Mörder nach dem vermeintlichen Kinoabend nach Hause kamen und die Leichen ihrer Eltern fanden, rief Lyle, damals 21 Jahre alt, den Notruf an und schrie: “Jemand hat meine Eltern getötet!”
Die Ermittlungen
Zunächst vermuteten die Ermittler, dass die Morde mit den geschäftlichen Aktivitäten von José Menendez, einem erfolgreichen Filmstudio-Manager, zusammenhängen könnten. Doch bald richtete sich der Verdacht auf die Söhne, insbesondere nachdem sie begonnen hatten, das Erbe ihrer Eltern in großem Stil auszugeben. Sie kauften teure Uhren und Autos, wohnten in Fünf-Sterne-Hotels, engagierten Leibwächter und reisten in Limousinen.
Erik Menendez gestand schließlich seine Beteiligung an den Morden seinem Psychotherapeuten Dr. L. Jerome Oziel. Oziel zwang Erik dazu, seinen Bruder Lyle mit seinen Schuldgefühlen zu konfrontieren. Lyle, wütend über die Handlungen seines Bruders, drohte Oziel, sollte dieser mit seinem Wissen zur Polizei gehen. Oziel, der durch das Geschehen von der ärztlichen Schweigepflicht befreit war, entschied sich dazu, die weiteren Sitzungen mit den Brüdern aufzuzeichnen. Er spielte die Aufnahmen seiner Geliebten vor, die daraufhin zur Polizei ging. Diese Information führte zur Verhaftung von Lyle am 8. März 1990 und von Erik drei Tage später.
Die Prozesse
Die Brüder sorgten für Schlagzeilen, als der neue Fernsehsender Court TV ihren ersten Prozess übertrug. Er war wahrscheinlich einer der umstrittensten des Jahrzehnts und fand vom 20. Juli 1993 bis zum 28. Januar 1994 am Obersten Gericht des Los Angeles County Fernando Valley statt. Lyle und Erik gestanden den Mord an ihren Eltern, behaupteten jedoch, es sei aus Selbstverteidigung geschehen. Sie sagten, sie glaubten, ihre Eltern hätten geplant, sie nach Jahren körperlicher, emotionaler und sexueller Misshandlung umzubringen. Diese Verteidigung spaltete die öffentliche Meinung und führte zu hitzigen Debatten über Missbrauch und Selbstverteidigung. Nach sechs Monaten endete der Prozess mit einer Pattsituation in beiden Jurys.
Der zweite Prozess wurde mehrmals verschoben und fand vom 23. August 1995 bis zum 20. März 1996 statt. Lyle, 28, und Erik, 25, wurden des vorsätzlichen Mordes unter besonderen Umständen und der Verschwörung zum Mord für schuldig befunden. Beide wurden zu zwei aufeinanderfolgenden lebenslangen Haftstrafen ohne Möglichkeit auf Bewährung verurteilt.
Nachwirkungen und Medienaufmerksamkeit
In den letzten Jahren haben die Brüder versucht, ihren Fall neu aufzurollen, indem sie neue Beweise für den angeblichen Missbrauch vorlegten. Bislang blieben diese Bemühungen jedoch erfolglos, und beide Brüder sitzen weiterhin im Gefängnis.
Die Prozesse und die öffentliche Debatte über Missbrauch und Selbstverteidigung haben tiefe Spuren in der amerikanischen Gesellschaft hinterlassen. Lyle und Erik Menendez bleiben weiterhin in Haft, während ihr Fall weiterhin die Gemüter bewegt und Diskussionen anregt.