Betrachten wir für einen Moment die menschliche Intelligenz. Der vielleicht beste Weg, diese zu beurteilen, ist der Intelligenzquotient. Obwohl er kein perfekter Parameter für Cleverness ist, bietet er immerhin eine standardisierte Methode, zu testen, wie schlau jemand ist.
Der durchschnittliche Mensch hat einen IQ von 90 bis 110, der eines Serienmörders liegt laut „The Serial Killer Information Center“ etwas darunter bei 94,5.
Natürlich gibt es – wie in der Gesamtbevölkerung – auch bei Serienmördern Ausschläge nach oben und unten. Doch was können wir daraus lernen? Gibt es einen Zusammenhang zwischen dem IQ eines Mörders und seiner Verbrechen...?
ÜBERDURCHSCHNITTLICH
Nathan Leopold, IQ 210
Als die wohlhabenden Studenten Nathan Leopold und Richard Loeb 1924 einen Jungen, den 14-jährigen Bobby Franks, in Chicago entführten, verfolgten sie damit kein wirkliches Motiv. Jedenfalls kein traditionelles. Als sie ihn zu Tode prügelten, sich seiner Leiche in einem Graben bei Eisenbahnschienen außerhalb der Stadt entledigten und davor das Gesicht ihres Opfers mit Säure verätzten, um eine Identifizierung zu erschweren, geschah dies nicht aus finanziellen Gründen oder aus Rache. Sie wollten damit lediglich testen, ob sie mit einem Mord davonkommen würden.
Monatelang hatten sie den Plan geschmiedet. Obwohl sie nie vorhatten, den Jungen überleben zu lassen, ließen sie seinen Eltern eine Lösegeldforderung in Höhe von 10.000 US-Dollar zukommen. Ehe es zu einer Übergabe hätte kommen können, fand ein Bahnmitarbeiter den Leichnam ihres Opfers – viel früher, als das Duo vermutet hatte. Neben dem leblosen Körper konnte eine speziell angefertigte Brille sichergestellt werden, die schnell zu Leopold führte. Im Verhör gaben die Freunde ihr Verbrechen rasch zu.
Leopold und Loeb hatten den Nervenkitzel gesucht. Später würde das Duo die Grundlage für Alfred Hitchcocks Film „Der Fremde im Zug“ bilden. Beide waren überdurchschnittlich klug. Leopold hatte mit 19 Jahren das College abgeschlossen und studierte Jura, Loeb war der jüngste Absolvent der University of Michigan.
Doch ihr hoher IQ und ihr arrogantes Motiv, das perfekte Verbrechen begehen zu wollen, bewahrte sie nicht vor der Verurteilung zu lebenslangen Haftstrafen. Und um vor allem den IQ von Leopold von 210 nochmal besser vergleichbar zu machen: Nur 2 % aller Menschen haben einen IQ von über 130.
Ted Kaczynski, IQ 167
Technisch eher als "inländischer Terrorist" denn als Serienmörder eingestuft, ist der Unabomber hier aufgrund seiner todbringenden Verbrechen und seines hohen IQs trotzdem erwähnenswert.
--> Zur ganzen Geschichte des Unabombers
Charlene Gallego, IQ 160
Das Handeln des Ehepaars, das als „The Sex Slave Murders" in die Kriminalgeschichte einging, Gerald und Charlene Gallego, war – wie man sich vorstellen kann – nicht von hohen moralischen Grundsätzen geprägt.
Charlene Gallego kam aus gutbürgerlichem Hause, war musikalisch äußerst begabt und zeigte sehr gute schulische Leistungen. Im Alter von zwölf Jahren fing sie jedoch damit an, Drogen zu konsumieren, mit 14 wurde sie alkoholabhängig. Trotz ihres hohen IQs schaffte sie ihren Schulabschluss nur knapp.
Nachdem sie Gerald Gallego kennengelernt und geheiratet hatte, ging es weiter bergab. Das Duo entführte, vergewaltigte, folterte und ermordete zehn junge Frauen. Während Gerald mehrfach zum Tode verurteilt wurde, erhielt Charlene eine Strafminderung. Weshalb? Als Gegenleistung für die Aussage gegen ihren Partner und die Nennung von Details zu den Taten wurde sie zu nur 16 Jahren und acht Monaten verurteilt. Ein kluger Schachzug der Frau, die mit einem IQ von 160 als hochintelligent gilt. Nun ist sie wieder auf freiem Fuß. Ihr Partner starb noch vor der Vollstreckung der verhängten Todesstrafe an Krebs.
Andrew Cunanan, IQ 147
Der Mörder von – unter anderem – Giovanni Versace, Andrew Cunanan, war eine über lange Zeit recht unbekannte Figur der Kriminalgeschichte. Das änderte die TV-Serie „American Crime Story“, die ihn in den Fokus rückte. Wer seinen Namen kennt, weiß, was für ein schlauer, manipulativer und hinterhältiger Soziopath Cunanan war.
Edmund Kemper, IQ 145
Kemper war groß, stark, wild. Er war auch höflich und ist nach wie vor ein vorbildlicher Gefangener. Edmund Kemper war vieles – nicht zuletzt ein Rätsel. Sein überdurchschnittlich hoher IQ half ihm sicherlich dabei, während seiner Mordserie so lange unentdeckt zu bleiben.
Jeffrey Dahmer, IQ 145
Nur wenige von uns würden das Wort „Genie“ verwenden, wenn sie Jeffrey Dahmer beschreiben. Der „Milwaukee Cannibal“ ist einer der berüchtigtsten Serienmörder der Geschichte. Doch seinen IQ-Tests nach war er auch verdammt clever.
Dr. Harold Shipman, IQ 140
Ärzte sind überdurchschnittlich klug: Der durchschnittliche Arzt erreicht bei IQ-Tests etwa 120 Punkte und damit bedeutend mehr als der Durchschnitt. Wer nicht auf eine skurrile Art clever ist, kommt auch nicht mit dem Mord an fast 250 Menschen davon. Doch während sein IQ darauf schließen lässt, dass Harold Shipman ein Genie war, deuten seine Handlungen vielmehr auf einen herzlosen Psychopathen hin.
Ted Bundy, IQ 136
Ted Bundy war charmant, gutaussehend und klug. Vergessen wir aber nicht, dass er auch ein brutaler Vergewaltiger und Frauenmörder war.
John Wayne Gacy, IQ 118
Der "Killer Clown" landet im IQ-Ranking über dem Durchschnitt. Doch mit mindestens 33 ihm zur Last gelegten Morde, will man bei dem Serienmörder definitiv nicht von einem Genie sprechen.
David Berkowitz, IQ 118
Bei einem Who is Who der US-amerikanischen Serienmörder darf ein Name natürlich nicht fehlen: "Son of Sam" David Berkowitz. Grundlos erschoss er sechs Menschen, sieben weitere verletzte er schwer.
Mit einem IQ von 118 liegt er über dem Durchschnitt.
DURCHSCHNITTLICH
Tommy Lyn Sells, IQ 100
Der gewalttätige Einbrecher und Mörder, "The Coast to Coast Killer" Tommy Lyn Sells, erreichte den exakten US-Durchschnitt was den Intelligenzquotienten betrifft, als er nach seiner Festnahme zum Test gebeten wurde.
Edward Edwards, IQ 108
Der Serienmörder Edward Edwards wurde vornehmlich aus einem Grund kriminell: Er wollte durch seine Straftaten Berühmtheit erlangen. Nachdem er 1952 aus einem Gefängnis ausbrach, durch die USA reiste und dabei immer wieder Diebstähle beging, wurde er das auch. Edwards schaffte es auf die Liste der 10 meistgesuchten Verbrecher des FBIs.
Nachdem er verhaftet, verurteilt und wieder entlassen worden war, tötete er mindestens fünf Menschen. Er wurde zum Tode verurteilt, starb jedoch kurz darauf eines natürlichen Todes.
Mit einem IQ von 108 befand sich seine Intelligenz im oberen Durchschnitt.
Richard Chase, IQ 95
Die geschätzte Intelligenz des Vampirs von Sacramento kann als normal bezeichnet werden, auch wenn seine Verbrechen alles andere als das waren. Als Vergewaltiger, Serienmörder, Nekrophiler und Kannibale ist Chase an Verrücktheit kaum zu überbieten. Vor seinen mörderischen Bestrebungen war er ein durchschnittlicher Schüler, der die High School ohne disziplinarische Probleme abschloss.
UNTERDURCHSCHNITTLICH
Henry Lee Lucas, IQ 85
Während er bei IQ-Tests niedrige Werte erzielte, Legastheniker war und ADHS hatte, war Henry Lee Lucas – zumindest im Zusammenhang mit dem mörderischen Duo, indem er war – der klügere Part. Er erzielte volle 11 Punkte mehr als sein Komplize Otis Toole.
Fred West, IQ 84
Fred West war ein Schulabbrecher, der die meiste Zeit seines Lebens als einfacher Arbeiter über die Runden kam. Seine geistige Leistungsfähigkeit war dermaßen eingeschränkt, dass ihm die Polizei von Gloucestershire während der Verhöre einen „geeigneten Erwachsenen“ zur Seite stellte.
Seine geringe Intelligenz könnte erklären, wie leicht ihn seine Frau Rose manipulieren konnte, die, wie angenommen wird, das "Gehirn" hinter den grausamen Taten des Killer-Paars war.
Gary Ridgway, IQ 82
Der „Green River Killer“ Gary Ridgway tötete in den Jahren von 1982 bis 2001 50 bis 70 Frauen. Das sind volle 20 Jahre, in denen Gary Ridgway ungestraft morden und sich der Festnahme durch die Polizei entziehen konnte. Mit seinem IQ im unteren Durschnitt war er allerdings definitiv kein kriminelles Superhirn.
Aileen Wuornos, IQ 81
Der IQ von Aileen Wuornos, der berüchtigtsten weiblichen Serienmörderin der Geschichte, deutet auf eine geringe Intelligenz hin, doch die Realität kann durchaus abweichen. Es wird vermutet, dass Wuornos den Test nicht ernst nahm und diesen nicht nach besten Kräften abgeschlossen hatte.
Joachim Kroll, IQ 76
Joachim Kroll war ein Serienmörder, Serienvergewaltiger und Kannibale, der vor allem in den 1970er-Jahren im Raum Duisburg zugeschlagen hatte. Er ging als „Menschenfresser von Duisburg“ in die Geschichte ein.
Kroll galt schon als Kind im Vergleich zu Altersgenossen als dümmlich und kam auf die Sonderschule, ohne diese zu beenden. Ein Intelligenztest ergab bei ihm später einen IQ von nur 76.