Es gibt britische Serienmörder, deren Namen in der Populärkultur eine große Rolle spielen. Hindley und Brady. Fred und Rose West. Harald Shipman. Doch von einem der produktivsten britischen Serienmörder des vergangenen Jahrhunderts werden viele noch nie gehört haben: Bruce George Peter Lee. Er hat eine Reihe schrecklicher Verbrechen im Norden Englands begangen, ist aber immer der weit verbreiteten Schande seiner berüchtigteren Kollegen entkommen. Warum?
Ein Teil der Antwort liegt bei einem dieser mörderischen Kollegen: Peter Sutcliffe, dem Yorkshire Ripper. Sutcliffe war zur gleichen Zeit wie Lee im Norden aktiv und zog die gesamte Aufmerksamkeit auf sich. Doch auch seine Art zu töten, begünstigte, dass Lee nie ins Rampenlicht rückte. Anstatt ein Mörder oder sexueller Sadist zu sein, war seine gewählte Angriffsmethode Brandstiftung. Er schien eher durch den Zwang, Flammen zu entzünden, motiviert zu sein als durch einen spezifischen Drang zu töten.
Lee, der vor seiner Namensänderung Peter Dinsdale hieß, lässt sich nicht so leicht in eine Schublade stecken wie andere Serienmörder. Der Fall ist zu chaotisch, zu seltsam, zu traurig, und Lee selbst eine unbeholfene, fast bemitleidenswerte Figur. Das mag der Grund gewesen sein, warum er von der Presse nicht in eine berüchtigte Figur mit zweifelhafter Anziehungskraft verwandelt wurde.
Das mysteriöse Massaker
Am 4. Dezember 1979 wurden Edith Hastie und ihre Söhne in ihrem Haus in Hull durch den Geruch und das Geräusch von Feuer geweckt. Jemand hatte Paraffin in ihren Briefkasten gegossen und angezündet. Ihr ältester Sohn Charles – gerade 15 Jahre alt – handelte schnell und stieß seine Mutter aus einem Fenster im Obergeschoss. Zwar stürzte sie einige Meter, aber er wusste, dass es keine andere Chance für ihr Überleben gab. Charles selbst blieb im Inferno, um zwei seiner jüngeren Brüder zu retten. Doch das stellte sich als unmöglich heraus. Alle drei würden an ihren Verletzungen sterben. Aber trotz des Schreckens ihres Todes war die örtliche Gemeinde alles andere als mitfühlend.
Die Polizei kannte die Hasties bereits als „Problemfamilie“, die für rüpelhaftes Verhalten in der Gegend verantwortlich gemacht wurde. Der Tod der Jungen brachte auch niemanden dazu, umzudenken. „Noch nie bin ich einer Familie gegenüber auf solchen Hass und solche Abneigung gestoßen“, erinnerte sich ein Kriminalbeamter später.
Die schiere Anzahl von Leuten, die Groll gegen die Hasties hegten, bedeutete, dass jeder zum Verdächtigten wurde. Die Polizei befragte eine große Anzahl junger Leute in der Gegend und war fassungslos, als einer dieser Jungs, Peter Dinsdale, beiläufig zugab, der Brandstifter zu sein. Es stellte sich heraus, dass es doch einen persönlichen Groll gab – Dinsdale behauptete, er sei mit einem der Opfer, Charles Hastie, sexuell aktiv. Dieser wollte ihn dann jedoch um Geld erpressen. Darüber hinaus war Dinsdale anscheinend von der Familie verspottet worden, weil er es gewagt hatte, Interesse an einem der weiblichen Geschwister zu entwickeln, was sein Gefühl der Demütigung noch verstärkte.
Es sah so aus, als wäre der Fall abgeschlossen. Dinsdale, der eine harte Kindheit hatte, schien einen unterdurchschnittlichen IQ zu haben, hatte einen deformierten Arm und ein deformiertes Bein, sah aus wie ein sozialer Außenseiter, der mörderisch auf eine Familie losgegangen war. Aber das sollte noch lange nicht die ganze Geschichte gewesen sein.
Das unerwartete Geständnis
Gerade als die Detectives dachten, sie könnten den Fall schließen, enthüllte Dinsdale, dass das Feuer im Haus der Hasties nur der letzte von vielen Brandanschlägen war. Den ersten hatte er mit gerade einmal 12 Jahren begangen, als er das Haus eines Mitschülers namens Richard Ellerington in Flammen steckte. In dem Feuer war fast die ganze Familie gestorben, darunter der junge Richard.
Nur wenige Wochen später schlug Dinsdale erneut im Haus eines Mannes namens David Brewer zu, der sich nach einem Arbeitsunfall zu Hause ausruhte. Brewer hatte nur kurz das Wohnzimmer verlassen, um bei seiner Rückkehr feststellen zu müssen, dass es vollkommen in Flammen stand. Seine Kleidung fing Feuer. Er wurde gesehen, wie er in qualvoller Verzweiflung über die Straße rannte. Brewer starb an seinen Verletzungen.
Laut Dinsdales schockierender, unaufgeforderter Aussage bei der Polizei setzte er in den folgenden Jahren weitere Häuser in Brand und tötete dabei Männer, Frauen und Kinder. Jeder Vorfall war von den Behörden als Unfall abgetan worden, was es Dinsdale ermöglichte, seiner Manie weiter nachzugeben. Er behauptete, der Drang sei fast außer Kontrolle geraten und er wisse, dass er bereit für einen neuen Angriff sei, als seine Finger zu kribbeln begannen.
Dinsdale, der seinen Namen zu Ehren der Kampfkunstikone in Bruce Lee änderte, wurde schließlich eher wegen Totschlags als wegen Mordes verurteilt und aufgrund seines Geisteszustands für unbestimmte Zeit in einem Krankenhaus untergebracht.
Ein Serien-Brandstifter?
Kontroversen haben seinen Fall seitdem verfolgt, wobei einige glauben, er habe fälschlicherweise einige Brandstiftungen gestanden. Eines seiner schlimmsten offensichtlichen Verbrechen – ein Angriff auf ein Altersheim, bei dem mehrere Menschen ums Leben kamen – wurde später als Unfall gewertet, wodurch die Anzahl seiner Opfer verringert wurde.
Doch trotz der Debatten darüber, was er genau getan hat, und trotz des eklatanten Mangels an öffentlichem Wissen über seine Verbrechen, lässt sich sein Platz als einer der schlimmsten Serienmörder Großbritanniens nicht leugnen. Der Mann, der sich Bruce George Peter Lee nennt, sagte einmal: „Ich bin dem Feuer ergeben und verachte Menschen“. Das hat er bewiesen – mit erschreckenden Folgen.
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