Seit Anbeginn der Zeit haben Verbrechen und die Täter, die sie begehen, Menschen gefesselt. Immer wieder beherrschen besonders umstrittene Kriminalfälle die Medien. Zum Teil weil die Taten besonders grausam sind, zum Teil aber auch weil die Verbrecher durch besonderes Geschick hervorstachen. Autor und „Tatort“-Darsteller Joe Bausch geht einigen Fällen nach, die in Deutschland besondere Medienpräsenz hatten und möchte herausfinden, welche Umstände hinter den Verbrechen standen.
Joe Bausch, mit vollständigem Namen Hermann Joseph Bausch-Hölterhoff, ist ausgebildeter Schauspieler und hat Medizin studiert. Er arbeitet als Leitender Regierungsmedizinaldirektor und betreut als Gefängnisarzt die Insassen des Hochsicherheitsgefängnisses JVA Werl. Bekannter ist er jedoch als Gerichtsmediziner Dr. Roth aus dem „Tatort“. Sein Alltag ist daher von zwei Extremen geprägt, dem realen Knast-Alltag und den Verbrechern aus Drehbüchern. Das gibt ihm einen besonderen Einblick in die Psyche von Menschen in Extremsituationen. In der Doku-Reihe „Überführt“ beschäftigt er sich mit journalistischer Distanz und objektiver Darstellung mit den Umständen, die die Verbrecher der Reihe dazu brachten, kriminell zu werden. Unter ihnen ist Ibrahim Al-Khalil, auch „Hadida“ genannt, der schon im Alter von sechs Jahren mit Überfällen und Schlägereien auf sich aufmerksam machte. Siegfried Massat wurde als Bankräuber zur Legende – heute hilft er Geldhäusern mit seinem Insiderwissen sich zu schützen. Ein Betrüger, der sich mit seiner Hinterlist Millionen erschwindelt hat, ist Mike Wappler. In diesem Blogartikel geben wir euch einen kleinen Überblick über diese drei Persönlichkeiten.
Der Bandenboss Hadida
„Hadida“ steht für „Eisen“. Den Spitznamen bekam Ibrahim Al-Khalil schon sehr früh, da er in Berlin als „eisenharter Kerl“ bekannt war. Als Bandenboss der Neuköllner „Killerboys“, einer Straßengang in Berlin, die er selbst im Alter von 13 Jahren gründete, sammelte er 70 Gewalttaten in seiner Akte an. Sein Leben in Deutschland begann in einem Asylbewerberheim. Als Bürgerkriegsflüchtling ist er mit seinen Eltern aus dem Libanon gekommen. Er selbst sagt von sich er wäre von Anfang an Außenseiter gewesen, weil er kaum Deutsch konnte. Mit sechs fing er an regelmäßig in einem Kiosk zu klauen. Es folgten Supermarktdiebstähle, Prügeleien und Drogenhandel. Mit seiner 40-Mann-Gang durch die Straßen zu laufen gab ihm ein Gefühl von Macht. Seine letzte Straftat im Freien beging er im Alter von 14. Zu diesem Zeitpunkt stand er schon unter Beobachtung der Kripo und so wurde er festgenommen, nachdem er einen Mann mit einem Teleskopstock niederschlug. Er wurde zu sechs Jahren und neun Monaten verurteilt und landete letztendlich in der Jugendstrafanstalt Plötzensee, in der vorwiegend Kapitalverbrecher ihre Strafen absaßen. Auch in Haft behauptete sich „Hadida“ weiter, machte sich auch unter den Insassen einen Namen und erlangte sein Gefühl von Macht zurück. Wegen seines Bruders Moses, ebenfalls inhaftiert, besuchte er die Theatergruppe im Gefängnis und merkte, dass er mit seinem Theaterspiel Menschen berühren konnte. Mit seiner Entlassung 2013 hörte seine Leidenschaft für das Theater nicht auf, heute ist er ein gefragter Schauspieler und wird sogar für Filmrollen angefragt. Die Bühne ist heute seine Welt.
Der Einbrecher Siegfried Massat
Rund 30 Jahre hat Siegfried Massat hinter Gittern verbracht. Seine Jugend verbrachte er im Heim oder im Jugendknast. Nachdem er aus dem Heim floh, musste er sich irgendwie Essen und einen Schlafplatz organisieren. Nach einigen Rückschlägen merkte er aber, dass er eine Begabung für Überfälle hatte und machte seine Spezialität zum Beruf. Anfangs konzentrierte er sich auf leere Banken, brach ein, wenn niemand anwesend war und schweißte Tresore auf. Mit Anfang 30 überfiel er mit einem Komplizen zum ersten Mal eine geöffnete Bank und flüchtete, weil so viele Kunden anwesend waren. Doch diese Angst legte sich, Massat lernte, dass man als Räuber keine Angst haben darf und Selbstsicherheit ausstrahlen muss, um erfolgreich zu sein. Auch Villen raubte er aus: Er selbst schätzt, dass es etwa 500 waren. Sechs Mal kam er für seine Überfälle ins Gefängnis, hat sich ansonsten aber von seinen Einnahmen ein schönes Leben gemacht und die Kinder auf eine Privatschule geschickt. Jemanden zu verletzen kam für Massat jedoch nie in Frage, es ging immer nur ums Geld. Heute stellt sich Massat als Dozent vor Banker. Zusammen mit Rainer Hannich, der lange Zeit in einer Landesbank als Schutzbeauftragter tätig war und sich dann als Sicherheitsbeauftragter selbstständig machte, stellt er seine Erfahrungen zur Verfügung.
Der Millionenbetrüger Mike Wappler
Milliarden-Mike ist bekennender Hochstapler aus Hamburg. Den Adelstitel als Ernst-August-Mike Baron von Wappler kaufte er sich. Er verbrachte insgesamt fast 20 Jahre im Gefängnis. In seinen jungen Jahren war er Profisportler und kämpfte als Deutscher Box-Juniorenmeister im Weltergewicht. Doch Betrügereien und die Gier nach dem schnellen Geld änderten seine Laufbahn. Er bezeichnet sich selbst als Robin Hood, habe nur die Reichen bestohlen, oder als Baron Münchhausen, der keine Lügen, sondern Geschichten erzähle. Er bestreitet, dass er ein Betrüger sei, prahlt gleichzeitig jedoch damit, dass er in seinem ganzen Leben keinen einzigen Cent ehrlich verdient habe. Seinen Profit schlug er aus einem Händchen dafür die Gier anderer zu erkennen und für sich auszunutzen. Auch nach seinen Haftstrafen hat er noch immer genug Geld in der Hinterhand, er geht selten mit weniger als 30.000 € in bar aus dem Haus. Seinen Lebensunterhalt verdiente er sich unter anderem als Börsenspekulant, Diamantenhändler und Modelagentur-Besitzer. In „Überführt“ begegnet Joe Bausch dem Sohn des Multi-Millionärs.