William Heirens, bekannt als der "Lipstick Killer", war ein US-amerikanischer Straftäter, der 1946 wegen dreier Morde verurteilt wurde. Geboren am 15. November 1928 in Evanston, Illinois, wuchs Heirens unter schwierigen Bedingungen auf und begann bereits in jungen Jahren mit Diebstählen. Seine Verbrechen erreichten ihren Höhepunkt, als er für die Morde an Josephine Ross, Frances Brown und der sechsjährigen Suzanne Degnan verantwortlich gemacht wurde. Besonders bekannt wurde er durch eine mit Lippenstift geschriebene Botschaft am zweiten Tatort, die angeblich von ihm stammte: „For heaven’s sake, catch me before I kill more, I cannot control myself.“ („Um Himmels willen, fangt mich, bevor ich noch mehr töte – ich habe mich nicht unter Kontrolle.“).
Die Opfer
Am 5. Juni 1945 wurde der Leichnam von Josephine Ross in ihrer Wohnung aufgefunden. Die 43-Jährige war erstochen worden. Ein ähnliches Bild zeigte sich am 10. Dezember desselben Jahres, als Frances Brown unter den gleichen Umständen ums Leben kam. Am 7. Januar 1946 wurde die sechsjährige Suzanne Degnan aus ihrem Haus in einem wohlhabenden Viertel von Chicago entführt. Ihr Vater fand eine Lösegeldforderung über 20.000 Dollar, doch der Entführer nahm nie Kontakt auf. Tragischerweise fand die Polizei nach einer intensiven Durchsuchung des Viertels die zerstückelte Leiche des Mädchens.
Die Ermittlungen
Die Ermittlungen führten schließlich zu Heirens, einem 17-jährigen Studenten, der bei einem Einbruch auf frischer Tat ertappt wurde. In seinem Wohnheimzimmer fand die Polizei belastendes Material, darunter Diebesgut aus den Häusern der Opfer und einen Brief, der von einem ominösen „George M.“ unterzeichnet war. Unter dem Einfluss von Natriumpentathol, einem sogenannten Wahrheitsserum, behauptete Heirens, ein Alter Ego namens „George Murman“ habe die Morde begangen. Diese Aussage, kombiniert mit seiner psychischen Verfassung und dem vermeintlichen Zusammenhang zwischen den Diebstählen und den Morden, brachte die Ermittler dazu, ihn als den Täter darzustellen.
Die Kontroverse
Obwohl Heirens letztlich ein Geständnis ablegte und sich des dreifachen Mordes schuldig bekannte, bleibt die Frage nach der Gründlichkeit und Fairness der Ermittlungen umstritten. Kritiker weisen darauf hin, dass die Polizei von Beginn an unter enormem Druck stand, den Fall zu lösen, und möglicherweise vorschnell handelte, um einen Schuldigen präsentieren zu können. Außerdem widerrief Heirens sein Geständnis. Trotzdem verbrachte er den Rest seines Lebens im Gefängnis und starb 2012 nach insgesamt 65 Jahren Haft.
Das Vermächtnis
Sein Fall zog großes öffentliches Interesse auf sich und inspirierte zahlreiche Bücher und Filme, darunter Charles Einsteins Roman „The Bloody Spur“ und dessen Verfilmung „While the City Sleeps“ unter der Regie von Fritz Lang. Am 5. März 2012 starb Heirens im Alter von 83 Jahren an den Folgen von Diabetes. Trotz der andauernden Debatte über seine Schuld bleibt sein Fall ein bemerkenswertes und tragisches Kapitel in der Geschichte der amerikanischen Kriminalität.