Thomas Neill Cream, der „Lambeth Poisoner“ genannt, war ein schottisch-kanadischer Serienmörder, der etwa acht Personen in den USA und in Großbritannien vergiftet haben soll. Bei seiner Hinrichtung soll er behauptet haben, Jack the Ripper zu sein.
Von Schottland nach Kanada
Thomas Neill Cream wurde am 27. Mai 1850 in Glasgow, Schottland, geboren. Seine Eltern wanderten mit der gesamten Familie schon früh nach Quebec, Kanada, aus. In Montreal machte Cream seinen Abschluss an der medizinischen Fakultät. Seine Abschlussarbeit behandelte das Thema Chloroform – das Gift, mit dem er später viele seiner Opfer ermorden sollte.
1876 heiratete er die von ihm schwangere Frau Flora Brooks, die nur ein Jahr darauf verstarb. Ob auch dieser Todesfall Cream zuzuschreiben ist, bleibt ungeklärt.
Mordserie in Kanada und in den USA
Cream eröffnete in London, Ontario, eine Praxis, hinter der im August 1879 eine Frau tot aufgefunden wurde. Sie war mit Chloroform vergiftet worden. Um nicht weiter wegen der Todesfälle belangt werden zu können – sie war seine Geliebte und ebenfalls schwanger –, floh er nach Chicago. Auch hier baute sich Cream eine eigene Praxis auf, in der er nicht zuletzt illegale Abtreibungen anbot.
Im August 1880 verstarb eine Patientin von Cream, doch aufgrund fehlender Beweise konnte er dafür nicht belangt werden. Im Dezember wurde eine weitere seiner Patientinnen tot aufgefunden – und wieder kam er ungeschoren davon. Sein einziges männliches Opfer, Daniel Stott, folgte im Juli 1881. Für die Beamten hingen die drei Fälle nicht zusammen, sie gingen sogar von natürlichen Todesursachen aus. Doch Cream selbst brachte sich in den Fokus der Ermittlungen, als er einen Brief an die Polizei schrieb, in dem er einen Apotheker der Morde beschuldigte. Doch die Beamten sahen das anders und brachten Cream und Julia Stott, Creams Geliebte und Ehefrau von Daniel Stott, vor Gericht. Julia Stott sagte gegen Cream aus, wofür er zu lebenslanger Haft verurteilt wurde.
1891 kam Cream auf Geheiß von Gouverneur Joseph W. Fifer wieder frei, nachdem Creams Bruder hohe Bestechungsgelder an die Behörden zahlte.
Mordserie in Großbritannien
Cream setzte sich nach London, Großbritannien, ab. Dort vergiftete er zwei Prostituierte, Ellen Donworth und Matilda Clover. Wieder stellte er sich durch seine Briefe an Prominente und Rechtsmediziner, in denen er Menschen der Morde beschuldigte, selbst in den Fokus.
Nach zwei weiteren Morden an Prostituierten wurde den Ermittlern erst bewusst, dass es sich hier um die Tat eines Serienmörders handelte, als immer wieder Briefe mit Beschuldigungen auftauchten. Als ein Schreiben auch noch eine Referenz auf den Mord an Matilda Clover enthielt, deren Tod bis zu jenem Moment als natürlich galt, gewannen die Beamten Klarheit.
Als Cream einen New Yorker Polizisten zufällig in London traf und ihm eine Tour zu den Tatorten des „Lambeth Poisoner“ anbot, war dieser fasziniert von den Details, die Cream nennen konnte. Er teilte dies Scotland Yard mit, das sich daraufhin mit Creams Akte in den USA befassten.
Verhaftung und Verurteilung
Am 3. Juni 1892 wurde Cream festgenommen. Ein Schreiben, das angeblich von Jack the Ripper stammte, spricht sich dafür aus, dass Cream unschuldig wäre. Für die weitere Untersuchung wurde der Brief jedoch nicht als Beweisstück zugelassen, da selbst Neill darüber lachen musste. Ein Grund für das Morden konnte nicht gefunden werden. Sicher scheint jedoch, dass Cream Züge eines Sadisten hatte. Vor Gericht war Thomas Neill Creams einzige Verteidigung, dass er nicht, wie in den Akten aus den USA zu entnehmen war, den Nachnamen "Cream" trug sondern lediglich "Neill" heiße. Die Geschworenen mussten sich nur zwölf Minuten beraten ehe sie zu einem Schuldspruch kamen. Cream wurde zum Tode verurteilt.
Am 15. November 1892 wurde das Todesurteil vollstreckt. Vor seiner Hinrichtung soll Cream seinem Henker gesagt haben, er wäre Jack the Ripper. Diese Aussage gilt jedoch als unbestätigt, da Cream zu dem Zeitpunkt der Morde von Jack the Ripper selbst im Gefängnis saß. Allerdings gibt es trotzdem verschiedene Theorien darüber, wie er die Morde doch begangen haben könnte. Eine besagt, er wäre in Wirklichkeit früher aus der Haft entlassen worden, als auf den Dokumenten vermerkt wurde.